Auszubildende für die Pflege aus Drittstaaten
Im Speckgürtel Berlins habe ich seit Jahren eine große Rehaklinik als Kunden. Dankbarerweise hatte ich das Glück, für 2 Jahre den Auftrag bekommen, Seminare zu gestalten für die bessere Integration von Mitarbeitern aus anderen Ländern, Seperat für die Stationsleitungen und Teammitglieder. Also Teambildung und teambildungsfördernde Maßnahmen war das Ziel. Meine eigene Primärfamilie ist halb deutsch, halb ungarisch. So ist es Integration – auch von Flüchtlingen – ein Thema, was mich persönlich berührt.
In den 2 Jahren des Projekts konnte ich viele neue Eindrücke zu Problemen, Schwierigkeiten und vor allem zu den Vorteilen der interkulturellen Zusammenarbeit gewinnen.
Für Praxisanleiter in der Pflege steht diese Integration in der allernächsten Zukunft an – wenn die Zukunft sie nicht schon erreicht hat. Je nachdem, in welcher Gegend von Deutschland sie leben und arbeiten, ist es schon eine Herausforderung. Und dass es eine Herausforderung ist, vor allem bei äußeren Zeichen vom Anderssein, zeigt z.B. der Vorfall einer Berliner Klasse mit kopftuchtragenden Schülerinnen, die wegen Auseinandersetzungen abreisen mussten. Mehr dazu >>>
Die Balance zwischen Vermeidung von Katastrophisieren und „Wegschauen/sich nicht kümmern“ ist nicht einfach. Auseinandersetzungen gibt es häufig mit älteren Patienten/Bewohnern, die biografisch bedingte Vorbehalte haben und die Versorgung ablehnen.
Gründe für die Integration von Auszubildenden für die Pflege aus Drittstaaten
Es gibt jedoch mindestens vier wichtige Gründe, warum wir Auszubildende aus Drittstaaten für die Pflege integrieren und auszubilden werden:
- Demografischer Wandel: In vielen Industrieländern, einschließlich Deutschland, altert die Bevölkerung, was zu einem Anstieg des Pflegebedarfs führt. Eine Möglichkeit, diesen Bedarf zu decken, besteht darin, Arbeitskräfte aus dem Ausland zu rekrutieren und auszubilden.
- Fachkräftemangel: Es gibt bereits einen Mangel an Pflegepersonal in vielen Ländern, was dazu führt, dass Stellen unbesetzt bleiben und die Pflegebedürftigen nicht ausreichend versorgt werden können. Durch die Ausbildung von Auszubildenden aus Drittstaaten kann der Fachkräftemangel gelindert werden.
- Vielfalt und kulturelle Sensibilität: Die Integration von Auszubildenden aus verschiedenen Ländern und Kulturen kann dazu beitragen, die Vielfalt in der Pflege zu erhöhen und eine bessere kulturelle Sensibilität zu fördern. Dies kann dazu beitragen, die Bedürfnisse der Patienten besser zu verstehen und die Pflege entsprechend anzupassen.
- Integration und Inklusion: Die Integration von Auszubildenden aus Drittstaaten in die Pflege kann auch zur Integration und Inklusion beitragen. Es kann dazu beitragen, dass sich Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen in der Gesellschaft willkommen und akzeptiert fühlen und ihre Fähigkeiten und Talente in den Arbeitsmarkt einbringen können.
Die ideale Förderung der Integration von Auszubildenden in der Pflege, die nicht über Deutschkenntnisse verfügen:
- Sprachkurse anbieten: Bieten Sie den Auszubildenden Sprachkurse an, um ihnen zu helfen, Deutschkenntnisse zu erwerben und ihre Fähigkeiten in der Kommunikation zu verbessern. Es gibt zahlreiche kostenlose Online-Ressourcen wie Duolingo oder Babbel, die ihnen dabei helfen können.
- Sprachliche Unterstützung durch Kollegen: Stellen Sie sicher, dass die Auszubildenden während der Arbeit von Kollegen unterstützt werden, die fließend Deutsch sprechen. Es könnte hilfreich sein, einen Kollegen als Sprachcoach zu ernennen, der ihnen in bestimmten Situationen mit der Übersetzung helfen kann.
- Klare Anweisungen und Handbücher bereitstellen: Stellen Sie sicher, dass Anweisungen und Handbücher klar und einfach zu verstehen sind, auch für Auszubildende, die nicht fließend Deutsch sprechen. Es ist hilfreich, wenn Sie Schritt-für-Schritt-Anweisungen oder Bildanleitungen erstellen, um den Prozess zu erleichtern.
- Kulturelle Integration: Integration ist nicht nur sprachlich. Es ist wichtig, den Auszubildenden auch dabei zu helfen, sich in der deutschen Kultur zurechtzufinden. Organisieren Sie kulturelle Veranstaltungen und Schulungen, um ihnen zu helfen, sich besser in die Gesellschaft zu integrieren.
- Empathie und Geduld: Seien Sie empathisch und geduldig, wenn Sie mit Auszubildenden arbeiten, die Deutsch als Fremdsprache lernen. Es kann schwierig sein, in einer fremden Sprache zu kommunizieren, und es braucht Zeit und Übung, um sich zu verbessern.
- Mentorenprogramme: Bieten Sie Mentorenprogramme an, um Auszubildende zu unterstützen, die Schwierigkeiten haben, sich zu integrieren. Ein erfahrener Mitarbeiter kann ihnen helfen, sich in die Arbeitsumgebung einzufügen und die Anforderungen der Arbeit zu verstehen.
- Unterstützung von außerhalb: Betrachten Sie auch externe Unterstützung, wie zum Beispiel einen Dolmetscher, wenn es notwendig ist, wichtige Informationen zu kommunizieren. Handynutzung mit Sprachassistenten kann auch helfen
- Mentoren bereitstellen: Praxisanleiter können als Zusatzschulung Mentorenwissen und -fähigkeiten zu nutzen
Mentorenprogramm für die Integration von Auszubildenden für die Pflege aus Drittstaaten
Hier sind einige Empfehlungen für ein Mentorenprogramm, um Auszubildende zu unterstützen, die Schwierigkeiten haben, sich in die Arbeitsumgebung zu integrieren, Denn ein Mentorenprogramm kann dazu beitragen, dass Auszubildende, die Schwierigkeiten haben, sich zu integrieren, sich sicher und unterstützt fühlen. Es kann auch dazu beitragen, das Vertrauen und das Engagement der Auszubildenden in der Organisation zu stärken und die Qualität der Pflege zu verbessern.
Wichtigkeiten für Mentorenprogramme:
- Identifizieren Sie potenzielle Mentoren: Dabei ist es wichtig erfahrene Mitarbeiter in Ihrer Organisation zu finden, die sich bereit erklären, als Mentor für Auszubildende zu fungieren. Diese Mitarbeiter sollten gute kommunikative Fähigkeiten haben und in der Lage sein, auf die Bedürfnisse der Auszubildenden einzugehen.
- Definieren Sie die Rollen und Verantwortlichkeiten: Legen Sie die Rollen und Verantwortlichkeiten für den Mentor und den Auszubildenden fest. Die Rolle des Mentors besteht darin, den Auszubildenden zu unterstützen, Fragen zu beantworten und ihm bei der Integration in die Arbeitsumgebung zu helfen.
- Schulung für Mentoren: Bieten Sie Mentoren eine Schulung an, um ihnen zu helfen, die Bedürfnisse der Auszubildenden besser zu verstehen. Diese Schulung sollte Themen wie interkulturelle Kommunikation, die Bedeutung von Empathie und Geduld, das Verständnis der Ausbildungsinhalte und des Arbeitsumfelds umfassen.
Mentoren brauchen Arbeitszeit um die Integration zu organisieren, das geht nicht nebenher
- Regelmäßige Treffen: Legen Sie regelmäßige Treffen zwischen Mentor und Auszubildenden fest. Diese Treffen können dazu beitragen, dass sich der Auszubildende sicher und unterstützt fühlt. Der Mentor kann auch Feedback geben und bei der Lösung von Problemen helfen.
- Feedback einholen: Holen Sie regelmäßig Feedback von den Auszubildenden und Mentoren ein. Damit stellen Sie sicher, dass das Mentorenprogramm effektiv ist und verbessert werden kann. Nehmen Sie sich Zeit, um die Bedürfnisse und Anliegen der Auszubildenden zu verstehen und Verbesserungen vorzunehmen, wenn dies notwendig ist.
Meine Seminare zum Thema fördern die Teamintegration von Mitarbeitern aus anderen Ländern. Für die jährliche Auffrischung für Praxisanleiter plane ich einen Tag in 2024.
Hinweis der Dozentin: Jeden Beitrag habe ich gemäß meiner Erfahrung und meines Wissens geschrieben. Seit 23 Jahren sehe ich in meinen Seminaren als Dozentin für Pflegeberufe jährlich >1500 Mitarbeiter. Für Stammkunden – teilweise über Jahre – arbeite ich an den Konzepten der Mitarbeiterentwicklung mit. Aus diesem Blickwinkel sind meine Beiträge entstanden und das Angebot meines Wissens. Manche Vereinfachung von Sachverhalten, auch kleinere Unschärfen gehen an die Kürze und leichte Verständlichkeit der Berichte. Ein Blick in meine Seminarausschreibungen geben mehr und genauere Informationen, mehr noch in den Seminaren selbst. Andere Berufsgruppen in der Bewohner- und Patientenversorgung mögen eine unterschiedliche Sichtweise haben, die ich schätze und auch gerne für beide Seiten bereichernd diskutiere. Schreiben Sie an info@horvath-pflege.com.
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