Erfolgreiche Einstellungsgespräche für mehr Auszubildende
Personalmangel ist ein Fakt und allgemein bekannt, denn die Pflege ist eine anspruchsvolle und zeitintensive Tätigkeit, die oft unterbezahlt ist. Viele Pflegekräfte arbeiten unter hohem Druck und Stress, was zu einem hohen Burnout-Risiko führen kann. Infolgedessen gibt es einen erheblichen Personalmangel in vielen Pflegeeinrichtungen. Viele Pflegekräfte klagen über schlechte Arbeitsbedingungen, wie zum Beispiel überlange Arbeitszeiten, unzureichende Pausen und hohe Arbeitsbelastung. Dadurch wird die Arbeit in der Pflege für viele unattraktiv.
Ob dies alleine mit verbesserten Einstellungsgesprächen zu beheben ist bei der Gewinnung von Auszubildenden, bezweifele ich. Ist jedoch ein Bewerber/eine Bewerberin für ein Einstellungsgespräch bereit, sollte dies optimal ablaufen.
Berücksichtigung bei der Durchführung von erfolgreichen Einstellungsgesprächen
Durch die Beachtung folgender Punkte können Sie sicherstellen, dass Sie erfolgreiche Einstellungsgespräche in der Pflege führen und den bestmöglichen Auszubildenden finden.
- Sorgfältige Vorbereitung: Vor dem Einstellungsgespräch sollten alle relevanten Informationen über den Bewerber gesammelt werden. Dies umfasst den Lebenslauf, Referenzen, Arbeitszeugnisse, Qualifikationen und Zertifikate. Bereiten Sie sich selbst auch vor, bewerben Sie Ihr Unternehmen und vertreten Sie es mit Stolz. Nutzen Sie einen Gesprächsleitfaden.
- Strukturiertes Interview: Das Interview sollte gut strukturiert sein und klare Fragen enthalten, um sicherzustellen, dass alle wichtigen Aspekte abgedeckt werden. Vermeiden Sie Fragen – vor allem bei Bewerbern aus Drittländern – die diskriminierend oder unangemessen sein könnten. Zeigen Sie kulturelle Sensibilität, klare Erörterung von wichtigen Fragen vermeiden Probleme in der Zukunft.
Ziel solcher Gespräche sollte klar sein – wenn Sie den Eindruck haben, dass es passt – dass Einstellungsgespräche erfolgreich sind und Sie eine(n) neue(n) Auszubildenden begrüßen können. Das versteht sich von selbst – und doch ist es dieses eine Gespräch, das entscheidet.
Hürden für erfolgreiche Einstellungsgespräche für mehr Auszubildende in der Pflege
Probleme für erfolgreiche Einstellungsgespräche sind:
- Mangelnde Attraktivität des Berufs: Der Beruf des Pflegers oder der Pflegerin ist oft nicht attraktiv genug, um genügend Nachwuchs zu finden. Das liegt unter anderem an den genannten Punkten wie schlechte Arbeitsbedingungen und fehlende Wertschätzung, aber auch an der geringen Bezahlung und den hohen körperlichen Anforderungen.
- Zu viele Ausbildungsplätze: Obwohl es einen Personalmangel gibt, gibt es gleichzeitig zu viele Ausbildungsplätze für Pflegekräfte.
Sobald Sie jedoch einen Auszubildenden zum Gespräch einladen können, sind diese Hürden schon genommen.
Planung erfolgreicher Einstellungsgespräche gemeinsam mit den Praxisanleitern
In meinen jährlichen Auffrischungskursen mit Praxisanleitern habe ich erfahren, dass es keineswegs die gängige Praxis ist, für Einstellungsgespräche neuer Auszubildender die Praxisanleiter dazu zu bitten.
In meinen Augen eine verpasste Chance, denn Praxisanleiter in der Pflege sollten bei den Einstellungsgesprächen für neue Auszubildende dabei sein, da sie eine wertvolle Rolle bei der Auswahl von geeigneten Kandidaten spielen können. Hier sind einige Gründe, warum Praxisanleiter bei Einstellungsgesprächen dabei sein sollten:
- Fachliche Kompetenz: Praxisanleiter in der Pflege verfügen über eine hohe Fachkompetenz und können daher beurteilen, ob ein Bewerber über die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse für eine Ausbildung in der Pflege verfügt.
- Praktische Erfahrung: Praxisanleiter haben praktische Erfahrung in der Ausbildung von Pflegekräften und können daher beurteilen, ob ein Bewerber das Potenzial hat, ein erfolgreicher Pflege-Auszubildender zu sein.
- Einblick in die Arbeitsbedingungen: Praxisanleiter können den Bewerbern auch einen Einblick in die Arbeitsbedingungen in der Pflege geben und ihnen helfen, realistische Erwartungen an die Arbeit in diesem Bereich zu haben.
- Unterstützung der Einarbeitung: Wenn Praxisanleiter bei der Auswahl von Auszubildenden beteiligt sind, können sie von Anfang an Beziehungen zu den neuen Mitarbeitern aufbauen und die Einarbeitung in die Arbeitsabläufe und -kulturen unterstützen.
- Förderung einer positiven Lernumgebung: Durch die Teilnahme an Einstellungsgesprächen können Praxisanleiter dazu beitragen, eine positive Lernumgebung zu schaffen, indem sie sicherstellen, dass neue Auszubildende in das Team und die Pflegeeinrichtung passen.
Erfolgreiche Durchführung von Einstellungsgesprächen mit Auszubildenden in der Pflege
Insgesamt sollten Sie versuchen, in einem Einstellungsgespräch ein umfassendes Bild des Bewerbers zu erhalten und seine Eignung für die Ausbildung in der Pflege zu beurteilen. Das kann ggf. zukünftige, schwierige Situationen vermeiden.
Folgende Punkte sind von Interesse:
- Motivation: Fragen Sie nach den Beweggründen für die Wahl des Berufs und dem Interesse an der Pflege. Die Motivation für den Beruf sollte ausreichend vorhanden sein, um den hohen Anforderungen und Herausforderungen in der Pflege gerecht zu werden.
- Teamfähigkeit: Die Arbeit in der Pflege erfordert ein hohes Maß an Teamfähigkeit. Fragen Sie daher nach Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit anderen und welche Rolle der Bewerber im Team einnimmt.
- Belastbarkeit und Flexibilität: Der Beruf in der Pflege erfordert körperliche und psychische Belastbarkeit sowie Flexibilität. Fragen Sie nach Erfahrungen in stressigen Situationen und wie der Bewerber mit Veränderungen umgeht.
Weitere Fragen zur Eignungsüberprüfung
- Empathie und Einfühlungsvermögen: Pflegekräfte müssen einfühlsam und empathisch sein, um die Bedürfnisse der Patienten zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren. Fragen Sie daher nach Erfahrungen im Umgang mit hilfsbedürftigen Menschen.
- Selbstreflexion: Die Arbeit in der Pflege kann belastend sein und erfordert eine gute Selbstreflexion und -pflege. Fragen Sie daher nach Strategien zur Stressbewältigung und wie der Bewerber mit schwierigen Situationen umgeht.
- Fachliches Wissen: Fragen Sie nach dem aktuellen Wissensstand und dem Interesse an Weiterbildungen und Fortbildungen.
- Sprachkenntnisse: In der Pflege sind gute Sprachkenntnisse erforderlich, um eine adäquate Kommunikation mit den Patienten und Kollegen zu gewährleisten. Fragen Sie daher auch nach den Sprachkenntnissen des Bewerbers.
- Vorstellung vom Beruf: Fragen Sie nach der Vorstellung des Bewerbers vom Beruf und welche Erwartungen er an die Ausbildung und den Beruf hat.
- Fragen der Auszubildenden: Bieten Sie den Auszubildenden auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen und erläutern Sie die Rahmenbedingungen der Ausbildung und des Berufs.
Mein Seminarvorschlag dazu:
Hinweis der Dozentin: Jeden Beitrag habe ich gemäß meiner Erfahrung und meines Wissens geschrieben. Seit 23 Jahren sehe ich in meinen Seminaren als Dozentin für Pflegeberufe jährlich >1500 Mitarbeiter. Für Stammkunden – teilweise über Jahre – arbeite ich an den Konzepten der Mitarbeiterentwicklung mit. Aus diesem Blickwinkel sind meine Beiträge entstanden und das Angebot meines Wissens. Manche Vereinfachung von Sachverhalten, auch kleinere Unschärfen gehen an die Kürze und leichte Verständlichkeit der Berichte. Ein Blick in meine Seminarausschreibungen geben mehr und genauere Informationen, mehr noch in den Seminaren selbst. Andere Berufsgruppen in der Bewohner- und Patientenversorgung mögen eine unterschiedliche Sichtweise haben, die ich schätze und auch gerne für beide Seiten bereichernd diskutiere. Schreiben Sie an info@horvath-pflege.com.
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