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Wie wichtig ist eine vollständige, pflegerische Patientenüberleitung?

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Eine vollständige, medizinisch-pflegerische Patientenüberleitung ist wichtig

Eine vollständige Patientenüberleitung ist von großer Bedeutung für die Kontinuität und Sicherheit der medizinischen Versorgung eines Patienten. Wenn ein Patient von einem medizinischen Fachpersonal zu einem anderen übergeht, kann es zu Lücken oder Verzögerungen in der Versorgung kommen, wenn wichtige Informationen nicht ordnungsgemäß weitergegeben werden. Dies kann zu Fehlern bei der Diagnose oder Behandlung führen und die Gesundheit des Patienten gefährden.

Das ist allen Beteiligten klar, doch mein Beispiel: wann kommen Bewohner häufig aus dem Krankenhaus zurück? Freitagnachmittag im Spätdienst mit Medikamentenzettel, bei Glück mit einem Briefumschlag mit der Tablettenversorgung bis Montag und … häufig wars das. Zumindest wird es mir so, sehr oft berichtet. Anlass für diesen Beitrag.

Geregelt ist das Entlassungsmanagement in der Pflege im Expertenstandard DNQP, 2. Aktualisierung 2019.

Patientenüberleitung am Wochenende

Die Patientenüberleitung vom Krankenhaus nach Hause zur ambulanten Weiterversorgung/in die stationäre Versorgung kann eine Herausforderung darstellen, da viele Einrichtungen und Ressourcen möglicherweise nicht verfügbar sind.

Wie kann es besser werden?

Hier sind einige Schritte, die idealerweise bei der Überleitung von Patienten am Wochenende beachtet werden sollten:

  • Zeitpunkt der Überleitung planen: Wenn möglich, sollte die Überleitung so geplant werden, dass sie während der normalen Geschäftszeiten stattfindet, um sicherzustellen, dass alle erforderlichen Ressourcen verfügbar sind. Wenn dies jedoch nicht möglich ist, sollte die Überleitung so früh wie möglich am Wochenende geplant werden, um eine angemessene Betreuung zu gewährleisten.
  • Kommunikation mit dem Überweisenden Arzt: Der Überweisende Arzt sollte im Vorfeld der Überleitung informiert werden, um sicherzustellen, dass alle erforderlichen medizinischen Informationen vorhanden sind und dass die Überleitung reibungslos verläuft. Die Kommunikation kann über Telefon, E-Mail oder eine sichere Messaging-Plattform erfolgen.
  • Vorbereitung des Patienten: Der Patient sollte über die bevorstehende Überleitung informiert werden und alle erforderlichen Informationen erhalten, einschließlich der Kontaktdaten des neuen Behandlungsteams und des Überweisenden Arztes. Der Patient sollte auch Anweisungen zu seiner aktuellen Behandlung und Medikation erhalten.
  • Transport und Unterbringung: Wenn der Patient in eine andere Einrichtung überführt wird, muss der Transport und die Unterbringung organisiert werden. Es sollte sichergestellt werden, dass der Transport sicher und komfortabel ist und dass alle erforderlichen medizinischen Geräte und Medikamente verfügbar sind.
  • Überprüfung der Überweisungsunterlagen: Vor der Überleitung sollte sichergestellt werden, dass alle relevanten medizinischen Unterlagen, einschließlich Diagnosen, Medikationen, Laborergebnisse und Behandlungspläne, aktualisiert und vollständig sind.

Insgesamt erfordert die Überleitung von Patienten am Wochenende sorgfältige Planung und Kommunikation, um eine sichere und effektive Überleitung zu gewährleisten. Es ist wichtig, dass alle beteiligten Parteien eng zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass der Prozess reibungslos verläuft und der Patient angemessene Betreuung erhält.

Das ist der Wunsch vieler Pflegekräfte – und manchmal werden sie auch wahr. Nicht immer läuft es suboptimal.

Patientenüberleitung – die Handlungsleitlinie

Pflegekräfte in der ambulanten und stationären Pflege berichten in meinen Seminaren zur Stressprophylaxe jedoch häufig von Spätdiensten in denen – mitten im Versorgungsstress – der Krankentransport vor der Tür steht mit meist sehr erfreuten Bewohnern/Klienten, da sie noch kurz vor dem Wochenende nach Hause dürfen.

Patientenüberleitung/Entlassungsmanagement, in der 2. Aktualisierung 2019, ein Expertenstandard des DNQP ist alles geregelt, es ist ein guter Leitfaden.

Zielsetzung des Expertenstandards (Zitat): Jede*r Patient*in mit erwartbaren poststationären Versorgungsproblemen und einem daraus resultierenden Pflege- und Unterstützungsbedarf erhält ein individuelles Entlassungsmanagement zur Sicherung einer kontinuierlichen bedarfsgerechten Versorgung.

Die optimale Patientenüberleitung

Um dieses Ziel zu erreichen greife ich – als eine erste Checkliste – einige Regelungen aus der Aktualisierung des Expertenstandards heraus, die Veränderungen bringen können:

  • Jede Einrichtung verfügt über eine schriftliche Verfahrensregelung, alle Mitarbeiter sind darüber informiert
  • Innerhalb von 24 Std. nach Übernahme der Versorgung soll ein erstes Assessment erfolgt sein – ggf. gemeinsam mit Angehörigen – um die poststationären Versorgungsprobleme und der daraus resultierende Pflege- und Unterstützungsbedarf in die Pflegeplanung aufzunehmen
  • Eine individuelle Entlassungsplanung liegt vor.
  • Patient*in und Angehörige sind bedarfsgerechte Informationen, Beratung und Schulung angeboten worden, um über Versorgungsmöglichkeiten entscheiden und veränderte Versorgungs- und Pflegeerfordernisse bewältigen zu können
  • Mit Patient*in und Angehörigen sowie den weiterversorgenden Berufsgruppen und Einrichtungen ist der Entlassungstermin abgestimmt. Es sind Maßnahmen eingeleitet, um dem erwartbaren Unterstützungs- und Versorgungsbedarfs zu begegnen

Die optimale Patienüberleitung gelingt durch Stärkung der Position von Pflegekräften

  • Die Pflegefachkraft ist zur Koordination des Entlassungsprozesses befähigt und autorisiert (S4)
  • Die Pflegefachkraft führt mit PatientIn und Angehörigen spätestens 24 Stunden vor dem geplanten Entlassungstermin eine Überprüfung durch, ob die Entlassungsplanung bedarfsgerecht ist. Bei Bedarf werden Modifikationen eingeleitet.
  • Die Pflegefachkraft bietet den Mitarbeiter*innen der weiterversorgenden Einrichtung und den pflegenden Angehörigen eine Pflegeübergabe unter Einbeziehung der Patientin bzw. des Patienten an
  • Die Pflegefachkraft nimmt innerhalb von 48-72 Stunden nach der Entlassung Kontakt mit PatientIn und Angehörigen oder der weiterversorgenden Einrichtung auf und vergewissert sich, ob die Entlassungsplanung angemessen war und umgesetzt werden konnte (P6)
  • Einrichtungen sorgen für die Ressourcen zur Erhebung von Daten zum internen Entlassungsmanagement

Dies sind meines Erachtens die wichtigsten Eckdaten, die eine Verbesserung bringen.

Ich selbst war im Herbst 2022 pflegende Angehörige und habe die Patientenüberleitung zweimal erlebt. Einmal war die Überleitung vom Krankenhaus in ein eine rehabilitative Kurzzeitpflege und später in eine Pflegeeinrichtung bei Diagnose Apoplex.

Eine Patientenüberleitung nach Expertenstandard habe ich nicht gesehen. Die aufnehmenden Pflegekräfte sind jeweils ins Notfallmanagement gerutscht und haben ihr Bestes versucht. Und allenthalben war der Personalmangel die Erklärung für die Umstände. Das mag kein Maßstab sein, doch es passt zu den Berichten von Mitarbeitern in meinen Seminaren.

Eine optimale Patientenüberleitung bleibt also ein Wunsch?

Ich bleibe dran in meinen Seminaren zum Thema, um eine Veränderung zu erreichen. In meinen vielen Berufsjahren habe ich auch viel positive Entwicklung begleiten dürfen.

  • Eine unzureichende Patientenüberleitung kann zu unnötigen Wiederholungsuntersuchungen und Kosten führen, wenn frühere Tests oder Behandlungen nicht berücksichtigt werden.
  • Eine vollständige Patientenüberleitung kann dazu beitragen, dass der Patient eine umfassende und kontinuierliche Versorgung erhält. So können die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen beachtet werden.

Mein Seminar dazu:

Hinweis der Dozentin: Jeden Beitrag habe ich gemäß meiner Erfahrung und meines Wissens geschrieben. Seit 23 Jahren sehe ich in meinen Seminaren als Dozentin für Pflegeberufe jährlich >1500 Mitarbeiter. Für Stammkunden – teilweise über Jahre – arbeite ich an den Konzepten der Mitarbeiterentwicklung mit. Aus diesem Blickwinkel sind meine Beiträge entstanden und das Angebot meines Wissens. Manche Vereinfachung von Sachverhalten, auch kleinere Unschärfen gehen an die Kürze und leichte Verständlichkeit der Berichte. Ein Blick in meine Seminarausschreibungen geben mehr und genauere Informationen, mehr noch in den Seminaren selbst. Andere Berufsgruppen in der Bewohner- und Patientenversorgung mögen eine unterschiedliche Sichtweise haben, die ich schätze und auch gerne für beide Seiten bereichernd diskutiere. Schreiben Sie an info@horvath-pflege.com.
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