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Epilepsie macht Betreuern und Pflegekräften Angst!?

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Den Notfall beherrschen, das Richtige tun bei Epilepsie – Eingliederungshilfe

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende Anfälle gekennzeichnet ist. In Deutschland sind 0,5-0,7% der Bevölkerung betroffen. Anfälle entstehen, wenn das Gehirn abnormal und unkontrolliert feuert, was zu verschiedenen Symptomen führen kann, wie z.B. Muskelzucken, Bewusstseinsverlust, Krämpfen, Verwirrung oder auch ungewöhnlichen Empfindungen.

  • Epilepsie kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, wie z.B. genetische Veranlagung, Hirnverletzungen, Infektionen oder Tumoren im Gehirn. Die Symptome können von Person zu Person unterschiedlich sein, und auch die Schwere der Anfälle kann variieren.

In der Altenhilfe ist dieses Syndrom verbunden mit Alkoholkrankheit, Schlaganfall, Metastasenentwicklung im Gehirn bei streuenden Primärtumoren, als Nebenwirkung von Medikamenten (Studie), nach Schädel-Hirn-Trauma, im Rahmen einer Unterzuckerung oder Elektrolyt-Entgleisung. Deshalb ist es wichtig, bei jedem Anfall, der ein erstes Mal auftritt, eine sorgfältige Diagnostik und Krankenbeobachtung zu installieren.

  • Die Diagnose von Epilepsie erfolgt normalerweise durch eine gründliche Untersuchung durch einen Neurologen und durch den Einsatz von EEG (Elektroenzephalogramm)-Tests, um die elektrischen Aktivitäten des Gehirns zu messen.

Die Behandlung von Epilepsie kann medikamentös erfolgen, indem Antikonvulsiva verschrieben werden, um die Häufigkeit und Schwere der Anfälle zu reduzieren. Rund 70% der Epilepsien sprechen gut auf Medikamente an. Weitere Infos dazu >>> In einigen Fällen kann eine Operation oder eine andere Form der Therapie erforderlich sein, um die Symptome zu kontrollieren und das Leben des Patienten zu verbessern.

Epilepsie und geistige Behinderung

  • Epilepsie und geistige Behinderung sind zwei verschiedene Erkrankungen, die jedoch in einigen Fällen zusammen auftreten können. Menschen mit Epilepsie und geistiger Behinderung können Unterstützung und Eingliederungshilfe benötigen, um ein unabhängiges und erfülltes Leben zu führen. Eingliederungshilfe ist ein Angebot für Menschen mit Behinderungen, um ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu unterstützen und zu verbessern. Dies kann beispielsweise durch Assistenz bei der Bewältigung des Alltags, der Vermittlung von geeigneten Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten, der Unterstützung bei der Bildung und dem Erlernen von Fähigkeiten, oder auch der Förderung sozialer Kontakte erfolgen.
  • Menschen mit Epilepsie und geistiger Behinderung können von Eingliederungshilfe profitieren, um ihre Lebensqualität zu verbessern und ihre Fähigkeiten und Stärken zu fördern. Es ist wichtig, dass die Eingliederungshilfe individuell auf die Bedürfnisse und Wünsche des Einzelnen abgestimmt wird, um eine bestmögliche Unterstützung zu gewährleisten. Die Unterstützung von Menschen mit Epilepsie und geistiger Behinderung erfordert oft eine enge Zusammenarbeit zwischen medizinischem Fachpersonal, Sozialarbeitern und anderen Fachkräften, um ein umfassendes Unterstützungsnetzwerk aufzubauen.

Als Dozentin für Pflegeberufe bin ich in einem der BodelschwinghHäuser seit 2014 mit bis zu 25 Tagen/Jahr tätig. Das Positionspapier zu Epilepsie für Mitarbeiter der Eingliederungshilfe kenne ich nicht. Was ich jedoch kenne, ist die Angst der Mitarbeiter – vor allem Quereinsteiger ohne Ausbildung – vor dem epileptischen Anfall. Da ich einen Ausbilderschein für Notfallmanagement habe, führe ich regelmäßig 2x/Jahr „Notfälle und Notfallmanagement in Einrichtungen der Eingliederungshilfe“ durch.

Heilerziehungspfleger sind Fachkräfte mit sozialpädagogischen und pflegerischen Ansatz. „Quereinsteiger“ sind meist überfordert. Da gibt es keine andere Lösung als das Trainieren des Notfalls. Im Seminar lernen die Mitarbeiter den Anfall zu beobachten, da das Anfallgeschehen bei den Betroffenen sehr individuell ist und sich häufig ähnelt. Das minimiert schon den Druck. Danach Training, was ist im Anfall zu tun. In der kommenden Woche ist es wieder soweit, bei „Notfällen in der Eingliederungshilfe“ wird folgende Vorgehensweise wieder geübt.

Epilepsie und Notfall

In einem Notfall bei Epilepsie ist es wichtig, schnell zu handeln, um Schäden oder Verletzungen zu vermeiden und dem Betroffenen bestmöglich zu helfen. Hier sind einige wichtige Schritte, die Sie befolgen sollten:

  1. Bleiben Sie ruhig und versuchen Sie, den Betroffenen zu beruhigen. Das ist von Betroffenen zu Betroffenen unterschiedlich, manche kennen es schon und bleiben ruhig, manche sind in der Vorphase/Aura schon nervös, weil sie wissen was kommt.
  2. Bringen Sie den Betroffenen in eine sichere Position, um Verletzungen zu vermeiden. Legen Sie ihn auf eine weiche, flache Oberfläche und entfernen Sie alle Gegenstände in der Nähe, die Verletzungen verursachen könnten. Das ist nicht immer so einfach, vor allem wenn der/die Betroffene in einem Spezialrollstuhl versorgt ist.
  3. Lockern Sie enge Kleidungsstücke, wie z.B. Krawatten oder Schals, um die Atmung des Betroffenen zu erleichtern.
  4. Vermeiden Sie es, den Betroffenen festzuhalten oder ihn zu bewegen, es sei denn, er ist in unmittelbarer Gefahr.
  5. Wenn der Anfall länger dauert, rufen Sie unbedingt den Notarzt. Wann, wie interveniert werden muss, ist im Vorfeld mit dem behandelndem Arzt abzuklären. Welche Notfallmedikation, wie (oral/bukkal oder rektal) eingebracht wird und wann der Notruf zu tätigen ist. Wichtig: ist es der erste Anfall oder ist der Mitarbeiter unsicher, ist der unverzügliche Notruf die richtige Entscheidung.
  6. Notieren Sie sich die Dauer des Anfalls und alles, was während des Anfalls passiert ist, um es dem medizinischen Personal mitteilen zu können.
  7. Wenn der Betroffene nach dem Anfall verwirrt oder desorientiert ist, bleiben Sie bei ihm, um ihm zu helfen, sich zu beruhigen und zu orientieren ggf. ist eine Überwachung im Krankenhaus zu überlegen.
  8. Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Anfall anders ist von Person zu Person, deshalb ist es wichtig, den Anfall genau zu beobachten und dass einige Personen nach einem Anfall medizinische Hilfe benötigen können, während andere keine weiteren Maßnahmen benötigen. Wenn Sie unsicher sind, rufen Sie immer einen Arzt oder Notarzt an.

Meine Seminare:

Hinweis der Dozentin: Jeden Beitrag habe ich gemäß meiner Erfahrung und meines Wissens geschrieben. Seit 23 Jahren sehe ich in meinen Seminaren als Dozentin für Pflegeberufe jährlich >1500 Mitarbeiter. Für Stammkunden – teilweise über Jahre – arbeite ich an den Konzepten der Mitarbeiterentwicklung mit. Aus diesem Blickwinkel sind meine Beiträge entstanden und das Angebot meines Wissens. Manche Vereinfachung von Sachverhalten, auch kleinere Unschärfen gehen an die Kürze und leichte Verständlichkeit der Berichte. Ein Blick in meine Seminarausschreibungen geben mehr und genauere Informationen, mehr noch in den Seminaren selbst. Andere Berufsgruppen in der Bewohner- und Patientenversorgung mögen eine unterschiedliche Sichtweise haben, die ich schätze und auch gerne für beide Seiten bereichernd diskutiere. Schreiben Sie an info@horvath-pflege.com.

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