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Märchen heilen die Seele

Maerchentherapie, Sagen und Biografie

„Es war einmal …“ Die Welt der Märchen in der Biografiearbeit

Seit >10 Jahren führe ich regelmäßig mehrmals im Jahr mein Seminar „Es war einmal …“ für Betreuer in Einrichtungen der Pflege durch. Die Seminargestaltung konzentriert sich auf die Selbsterfahrung der Mitarbeiter zu den einzelnen Aspekten der Märchentherapie. Für Märchen, Sagen und Biografie wird jeder Aspekt in der Gruppe gemeinsam bearbeitet und danach für die passende Anwendung für Senioren besprochen.

Jede Buchung des Seminars freut mich sehr, denn es ist wahr, Märchen heilen die Seele. Demzufolge sind solche Seminartage immer sehr bewegend. Ich bin immer wieder beeindruckt, welche Lebensgeschichten mit Sagen und Biografie zutage treten. Die Vielfalt der Möglichkeiten kann ich anpassen an das Alter, die kognitive Verständnisebene, Reflektionsmöglichkeiten, Sprachverständnis, Sprechmöglichkeiten und Erinnerungsvermögen. Jeder kann Nachdenken, Freude und Lachen gewinnen.

Denn „Märchen schaffen eine Brücke zwischen Innen und Außen, zwischen Unbewusstem und Bewusstem. Mit ihrer Hilfe können innere, emotionale Prozesse aufgedeckt und neue Lösungsmuster entwickelt werden. Bei ihr findet zudem eine Verbindung zwischen dem uralten gesellschaftlichen Erfahrungsschatz und den modernen psychotherapeutischen Erkenntnissen statt.“ C.G.Jung, schweizer Psychiater (1875-1961)

Wichtigste Voraussetzung: Märchen haben die Kindheit begleitet

Die Generation die heute in der Altenhilfe betreut wird, hat vermutlich die Kindheit mit Märchen verbracht. Vor allem für die Planung einer Einzelbeschäftigung erfahre ich vorher die Verbindung zu Märchen. Haben Eltern und Großeltern vorgelesen, tut die Erinnerung daran gut und die liebevolle, spannende Atmosphäre ist lebendig, wenn das richtige Märchen vorgelesen wird.

Das Grimms-Märchenbuch hatte pro Geschichte nur eine Schwarz-Weiß-Zeichnung mit der wichtigsten Märchenszene – der Rest war das Erleben in der inneren Welt.

Die Seele wird davon getragen wenn das Vorlesen das richtige Tempo hat, also langsam gelesen wird, Pausen zwischen einzelnen Sätzen bedeutungsschwer bleiben und die richtige Stimmung gefördert wird mit Licht, Bildern, Düften und – vielleicht – Keksen.

Nicht so, wenn die Kindheit ohne Märchen war.

Schwierig wird es auch für (zumeist) junge Betreuer, wenn sie mit anderen Geschichten und nicht mit den klassischen Märchen groß geworden sind. Zu Arielle die Meerjungfrau und Der Wolf und die sieben Geißlein gibt es halt einen Unterschied zwischen den Generationen.

In meinen Seminaren erlebe ich Mitarbeiter, die in traumwandlerischer Sicherheit jedes Märchenquiz beantworten können und im Seminar zur Hochform auflaufen. Und es gibt Mitarbeiter, die weniger Erfahrung haben.

Gerade für diese Mitarbeiter ist folgende kurze Zusammenstellung zu Märchen, Sagen und Biografie gedacht, aufzeigen was alles möglich ist, damit Märchen die Seele heilen können – praktisches Einüben und Ausprobieren gibt es im Märchenseminar.

Zu Beginn des Seminars werde ich oft gefragt „Märchenstunde – Märchen vorlesen – gibt es da noch mehr?“ meine Antwort: Ganz klar ja, viel mehr

Wichtig ist jedoch vor der Planung der Aktivität das Betreuungsziel festzulegen und den Zeitrahmen abzustecken. Darüber hinaus lässt sich Märchentherapie und Biografiearbeit sehr gut aufteilen in

Märchentherapie mit dem Schwerpunkt Gedächtnistraining

  • Wenn auch von viele Mitarbeiter vorlesen, möchte ich kurz auf das Vorlesen eingehen.

Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung sind häufig nicht deckend, so auch beim Vorlesen. Selten erlebe ich eine Gruppe, die gut vorlesen kann – Altersschwerhörigkeit beachtet und die Verlangsamung der Aufnahmefähigkeit. Das richtige Setting beim Vorlesen hatte ich ja schon erwähnt.

Eine gute Übung: Vorlesen von Struwwelpeter oder Max und Moritz. Durch die Stimmangleichung an den Reim-Rhythmus ist es einfacher lebendig und spannend vorzulesen. Die meisten lesen zu schnell, machen kaum Pausen und schauen die ZuhörerInnen nicht an.

Vorlesen ist eine schöne Möglichkeit gemischte Bewohner-Gruppen zu erreichen – so lange sich die zuhörenden Bewohner 5-15 min. konzentrieren können.

  • Weitere Möglichkeiten:

Märchen-Lückentexte, Themenbingo „Märchen“, Märchenratespiele u.v.m.

Märchentherapie mit dem Schwerpunkt Biografiearbeit

  • Märchen ermöglichen uns einen Zugang zu persönlichen Lebensthemen, Märchen, Sagen und Biografie

Sie geben den Anlass über das eigene Leben nachzudenken.

Das ist eine Übung für Menschen, deren kognitive Fähigkeiten vorhanden sind. Das persönliche Lieblingsmärchen wird ermittelt und im Gespräch gemeinsam erforscht, welche Lebensthemen und Erlebnisse mit dem bevorzugten Märchen in Resonanz sind. Mit viel Gelächter kommen der Prinz, Schneewittchen, Schneeweißchen und Rosenrot und der Froschkönig zur Sprache.

  • Märchen in der Gruppe erzählen anhand von Märchenkarten

Es gibt sehr schöne Märchenkarten, die alle 7 Urfiguren von Märchen aus aller Welt zeigen. Das Kartendeck hat 50 Märchenfiguren und in sogenannten Tandemübungen (zu zweit) oder auch alleine wählen die Bewohner 7-9 Karten verdeckt aus – drehen sie um, legen sie in einen sinnvollen Zusammenhang und erzählen das Märchen.

  • Anhand eines Leitfadens Märchen gemeinsam verdeckt aufbauen

und sich später gegenseitig vorlesen – das gibt die Möglichkeit der Selbstreflektion des eigenen Lebens, hier nur die positiven Anteile – meine Erfahrung, denn Märchen enden immer mit „und wenn sie nicht gestorben sind …“

  • Märchen-Rollenspiele mit Handpuppen

Es gibt vorgefertigte Rollenspiele, es gibt auch die Möglichkeit Märchenrollenspiele mit Handpuppen selbst aufzubauen und dann in der Gruppe zu spielen. Jeder sucht sich die richtige Figur – auch hier ist eine Reflektion des gelebten Lebens machbar.

Bei der Märchentherapie mit dem Schwerpunkt Biografiearbeit kommt der Sinn des Lebens zur Sprache, das Lebensziel und Themen wie Glück und Gerechtigkeit. Jeder Bewohner/jede Bewohnerin kann so viel vom eigenen Leben preisgeben, wie gut tut oder im Erzählen wieder im Märchen entschwinden.

  • Zuletzt möchte ich Märchen in der Trauerarbeit erwähnen, auch hier – gerade in der Angehörigenarbeit, findet sich schnell die Tür zur Seele.

Denn Märchen heilen die Seele.

 

Falls Sie die unterschiedlichen Möglichkeiten, die Märchen bieten, für Ihre Mitarbeiter ausprobieren wollen, hier finden Sie Mein Seminar für Betreuungskräfte:

Hinweis der Dozentin: Jeden Beitrag habe ich gemäß meiner Erfahrung und meines Wissens geschrieben. Seit 23 Jahren sehe ich in meinen Seminaren als Dozentin für Pflegeberufe jährlich >1500 Mitarbeiter. Für Stammkunden – teilweise über Jahre – arbeite ich an den Konzepten der Mitarbeiterentwicklung mit. Aus diesem Blickwinkel sind meine Beiträge entstanden und das Angebot meines Wissens. Manche Vereinfachung von Sachverhalten, auch kleinere Unschärfen gehen an die Kürze und leichte Verständlichkeit der Berichte. Ein Blick in meine Seminarausschreibungen geben mehr und genauere Informationen, mehr noch in den Seminaren selbst. Andere Berufsgruppen in der Bewohner- und Patientenversorgung mögen eine unterschiedliche Sichtweise haben, die ich schätze und auch gerne für beide Seiten bereichernd diskutiere. Schreiben Sie an info@horvath-pflege.com.

 

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