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Demenz und herausforderndes Verhalten

Demenz und herausforderndes Verhalten

Rahmenempfehlung für Pflege und Kommunikation im Pflegeteam, Demenz und herausforderndes Verhalten ist eine Teamaufgabe

Das Problem ganz kurz umrissen: lt. mehreren Untersuchungen (1999-2006) in England, Amerika und im deutschsprachigen Raum zum Thema Demenz und herausforderndes Verhalten gehören Agitation, also unruhiges, zielloses Umherwandern mit Nahrungsverweigerung und Aggression zu den am längsten anhaltenden Verhaltensstörungen bei Menschen mit Demenz. Wo passives Verhalten und Apathie von den Mitarbeitern als nicht so belastend empfunden werden, ist Aggression und agitiertes Verhalten ein großes Problem.

Was die Untersuchung erzählt, wissen Sie schon lang.

Denn als Pflegedienstleitung einer Einrichtung der Altenhilfe haben Sie sich sicher schon so manches Mal gefragt was Sie noch tun können, damit Ihre Mitarbeiter besser auf Bewohner mit herausforderndem Verhalten eingehen.

Sie beobachten erzieherisches Verhalten, verbale-aggressive Antworten von Mitarbeitern und Bewohnern, streitende Bewohner, lautes Rufen und unruhiges Wandern. Zusätzlich sehen Sie die Hilflosigkeit ihrer Mitarbeiter. Dementsprechend beobachten Sie die wiederkehrenden Situationen im Wohnbereich. Was können Sie noch tun?

Es gibt fachkundige Unterstützung für Demenz und herausforderndes Verhalten:

Das Bundesgesundheitsministerium hat 2006 im Rahmen eines Projekts mit 14 Autoren und Autorinnen Rahmenempfehlungen herausgegeben. Ein Teil der Autoren ist mit dem DNQP/Expertenstandards und der Universität Witten Herdecke verbunden und einige engagieren sich heutzutage auch im Dialogzentrum „Leben im Alter“.

Rahmenempfehlung zum Umgang mit herausforderndem Verhalten, BMG

Eine Problemlösung für Demenz und herausforderndes Verhalten ist auf 153 Seiten gut strukturiert aufgebaut. Drei Dinge sind zu beachten: die Lösungen scheinen machbar, die Lösungen scheinen nicht so schwierig, tragfähige Lösungen brauchen Zeit und Geduld.

Es lohnt sich jedoch für Demenz und herausforderndes Verhalten. Langfristige Lösungen greifen. Jeder lange Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

Wie kommt es eigentlich zum Problem im Wohnbereich/Station bei herausforderndem Verhalten?

  • Bewohner sind gelangweilt? Stimulieren sich selbst? Eine Vermutung, die passen kann, wenn herausforderndes Verhalten hauptsächlich nachmittags auftritt.
  • Schreien, Lautieren, Streiten, Geräusche machen, hoher Geräuschpegel und Unruhe trifft dann auf Personalmangel und gestresste Mitarbeiter
  • andere Bewohner reagieren mit Abwehr, schimpfen, beschweren sich und erhöhen damit den Stressfaktor
  • die Mitarbeiter selbst sind anhaltend in innerer Alarmbereitschaft und spüren den Handlungsbedarf. Sie haben keine Situationslösung parat und sollen auch den Bedürfnissen der anderen Bewohner/Patienten entsprechen
  • dadurch fühlen sich Mitarbeiter überfordert
  • wenn Mitarbeiter all ihre lösungsorientierten Ideen aufgebraucht haben, bleibt Hilflosigkeit, Frust, Angst und Ärger bei den Pflegenden übrig
  • es kommt zur emotionalen Distanzierung zum demenzkranken Menschen mit herausforderndem Verhalten
  • letztendlich ist kein Verständnis mehr da für die Motivation zur Verhaltensstörung
  • die Empathie schwindet

Die Folge: erzieherisches Verhalten, Ansteigen des Geräuschpegels, der Stress steigt, die Stereotypien werden stärker, Rufen, Lautieren und Schreien wird lauter, die Mitarbeiter sind überfordert …

Diesen Kreislauf aufzuhalten habe ich mir Aufgabe gestellt. Besser ausgedrückt Mitarbeiter dabei zu unterstützen, die Führung für die schwierigen Situationen im Wohnbereich zurückzugewinnen. Die dementen Bewohner empathisch zu begleiten, sie in ihrer Welt zu treffen und Prophylaxemaßnahmen zu ergreifen, stressvolle Nachmittage im Wohnbereich/in der Station anders zu organisieren.

Der kurze Weg für einen Überblick:

Analyse mittels des NDB-Modells (need driven dementia compromised behaviour model) mit Überprüfen von

  • der Richtigkeit der Verstehenshypothese
  • Umgebungsgestaltung
  • Wahrnehmungsreize
  • Verhalten der Mitarbeiter
  • Überprüfung der Pflegeentscheidungen mittels Standardpflegeplänen zum Thema Demenz beim PQSG
  • passende Hilfsmittel bei Demenz nutzen wie z.B. hier angeboten wird 37°

Alle Ergebnisse der Analyse geben Hinweise, um eine Änderung zu organisieren und in einen Pflegeplan einfließen zu lassen.

Nun zum Punkt „Verhalten der Mitarbeiter“

Meine Empfehlung auf der Basis der „Rahmenempfehlung zum Umgang mit herausforderndem Verhalten“:

Schulen Sie ALLE Mitarbeiter nach und nach mit Seminaren zu Demenz und herausforderndem Verhalten. Die Kommunikation auf allen Ebenen für das Eintreten in die Welt der Demenz will sorgfältig erlernt werden, das ist nichts was „aus dem Bauch raus“ entsteht. Es erfordert Kenntnis, Planung der Intervention und Praktizieren, immer und immer wieder. Solche Schulungen finden im besten Fall nach Teams geordnet statt. Das festigt die Implementierung im Arbeitsalltag. Dementsprechend wird der Zusammenhalt im Team gefördert, da sich dann schnell Erfolge einstellen.

Wenn beispielsweise nur zwei oder drei Mitarbeiter eines Teams solch ein Seminar besuchen, gibt es gute Ideen, gute Vorsätze, die Übernahme für das ganze Team gelingt jedoch nicht. Als Leitung kennen Sie auch den Grund: sind nur einige zum Thema informiert, bremsen andere, die nicht an der Schulung teilgenommen haben, die Veränderungen aus. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Wie sieht der gute Weg aus, die Situationen im Wohnbereich bei Demenz und herausforderndes Verhalten in Pflege und Betreuung zu verändern

Mein Vorschlag auf der Basis meiner 23 Jahren Erfahrung:

  • gemeinsame Basisseminare – auch mit Mitarbeitern der Leitungsebene, die Vorbildfunktion ist unschätzbar wichtig
  • im Folgenden kann mit einer Multiplikatorenschulung (10 min./Woche) zur ökonomischen Planung der Mitarbeiterentwicklung viel erreicht werden
    • z.B. mit Pflegevisiten zum Aufbau einer Verstehenshypothese
    • und weitere Kurzvorträge in den Wohnbereichen für Kommunikationslösungen zum Eintritt in die Welt der Demenz durch die Multiplikatioren
    • des weiteren anhaltende, führende Unterstützung aus der Leitungsebene stabilisieren die Veränderung zu mehr Ausgeglichenheit im Wohnbereich

Gemäß dem theoretischen Kenntnisstand der Teams biete ich unterschiedliche Seminare zum Thema Demenz an:

 

Hinweis der Dozentin: Jeden Beitrag habe ich gemäß meiner Erfahrung und meines Wissens geschrieben. Seit 23 Jahren sehe ich in meinen Seminaren als Dozentin für Pflegeberufe jährlich >1500 Mitarbeiter. Für Stammkunden – teilweise über Jahre – arbeite ich an den Konzepten der Mitarbeiterentwicklung mit. Aus diesem Blickwinkel sind meine Beiträge entstanden und das Angebot meines Wissens. Manche Vereinfachung von Sachverhalten, auch kleinere Unschärfen gehen an die Kürze und leichte Verständlichkeit der Berichte. Ein Blick in meine Seminarausschreibungen geben mehr und genauere Informationen, mehr noch in den Seminaren selbst. Andere Berufsgruppen in der Bewohner- und Patientenversorgung mögen eine unterschiedliche Sichtweise haben, die ich schätze und auch gerne für beide Seiten bereichernd diskutiere. Schreiben Sie an info@horvath-pflege.com.

 

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