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Marketing und Pflege, Altenpflege – passt das?

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Pflegeheime, Krankenhäuser, ambulante Pflegestationen brauchen Marketing?

Eine Rot-Kreuz-Schwester in Zeiten meiner Ausbildung zu Marketingmaßnahmen befragt, das hätte Kopfschütteln und einen fragenden Blick geerntet.

Zitat aus den Anfängen der Rotkreuz-Schwesternschaften: Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Kranken in Hospizen und Siechenhäusern von evangelischen Diakonissen oder katholischen Ordensschwestern gepflegt. 1866 trat eine neue Gruppe von Krankenschwestern hinzu: Die Rotkreuzschwestern. Sie waren nicht konfessionsgebunden, besonders gründlich ausgebildet und pflegten nach den humanitären Grundsätzen des 1863 von Henry Dunant gegründeten Roten Kreuzes. In den Schwesternschaften entstand eine moderne Ausbildungsordnung, die in ganz Europa zum Vorbild wurde. 

Es war eine Ehre dazu zu gehören. Diesen Stolz habe ich als Lernschwester noch erlebt, auch die Unabhängigkeit von Pflege und Therapie im Pflegealltag. Ärzte waren unsere delegierenden Kollegen für die Behandlungspflege, beileibe jedoch keine Vorgesetzten. Die Pflege war ein eigenständiger Beruf, der mit viel Wissen und Empathie ausgeführt wurde.

Damit will ich NICHT sagen, dass „früher alles besser war“, es war einfach anders. Als Dozentin erlebe ich, wie anders es heute ist.

5-6x/Jahr führe ich die 72Std.-Auffrischungskurse für Praxisanleiter durch und erlebe ganz nah, wie anders es geworden ist. Die innere Verpflichtung für diesen Beruf hat sich verändert, desgleichen die Wünsche an Work-Live-Balance und mit der Generation Z als Auszubildende/Quereinsteiger kommen nun auch die Anforderung an Flexibilität im Umgang mit jungen KollegInnen an die „älteren“ Mitarbeiter dazu.

Mitarbeiterbindung, Mitarbeitersuche, Mitarbeitergewinnung, Recruiting-Kampagnen und Mitarbeitermotivation – wichtiger denn je.

So kommt auch Marketing mit ins Spiel, denn wir haben zu wenig Pflegefachkräfte, zu wenig Auszubildende, keine Zeit für unsere pflegerelevanten Aufgaben, da Pflegefachkräfte ALLES abdecken können/sollen und die „Baby-Boomer-Welle“ in die Pflegeheime rollt erst noch!

Marketing für Pflegeheime, Einrichtungen der Eingliederungshilfe, ambulante Versorgung und Krankenhäuser

Der Fachkräftemarkt ist leergefegt, es ist ein Verteilungsthema, ein Tischtuch-Ziehen bei zu kleiner Decke. Marketing für Pflegeheime/für Krankenhäuser ist wichtig, um das Interesse potenzieller Kunden/deren Angehörigen und neuer Mitarbeiter/Auszubildenden zu wecken.

Eine Checkliste, was alles machbar ist:

  • Online-Präsenz: Eine gut gestaltete und informative Website kann dazu beitragen, dass potenzielle Kunden das Pflegeheim besser kennenlernen und Vertrauen aufbauen. Dazu gehören auch Informationen zu den angebotenen Leistungen, den Preisen und den Standorten. Und vor allem gehört eine lebendige, interaktive, aktive Webseite dazu, eine Webseite die zur Interaktion aufruft. Mitarbeiter, die SEO übernehmen, ansonsten rutscht die Webseite bei der Google-Suche ganz nach hinten ab. Ein Ziel: die Online-Präsenz ist so gut, das LeserInnen/Suchende die gut sichtbar angelegte Kontaktaufnahme rege nutzen. Natürlich muss am anderen Ende der E-Mail ein potentiell guter Gesprächspartner unverzüglich zur Verfügung stehen … auch so etwas kann nicht nebenher vom Büro der PDL/Heimleitung erledigt werden. Wie oft erlebe ich, dass nachmittags die Telefonschalte in die Wohnbereiche geht, weil die Rezeption nicht mehr besetzt ist. Immer nimmt eine freundliche Mitarbeiterin ab, manchmal gehetzt – jedoch meist ahnungslos, wie sie mir weiterhelfen kann – außer am nächsten Tag wieder anzurufen. Fazit/Vorschlag: kein Telefon-Erstkontakt anbieten, nur E-Mail-Erstkontakt.
  • Social-Media-Marketing: Durch die Nutzung von Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram können Pflegeheime eine breitere und spezielle Zielgruppe erreichen und ihre Dienstleistungen bewerben. Verbindungen knüpfen zwischen Einrichtungen, zu potentiellen Mitarbeitern und Auszubildenden. Auch das geht nicht nebenher, sondern braucht einen marketing-erfahrenen Mitarbeiter. Vor allem muss die Zielgruppe in „ihrer Sprache“ angesprochen werden – konservativ, altbacken bringt nichts.
  • Direkte Mailings: Das Versenden von Broschüren und Flyern per Post an potenzielle Kunden kann helfen, das Interesse an einem Pflegeheim/einem Krankenhaus/einer ambulanten Pflegestatio zu wecken und die Bekanntheit zu steigern. Die E-Mail-Adressen müssen erst generiert werden, denn per Post kann man Flyer versenden an potentielle Kunden, per E-Mail nicht. Das kostet wiederum Zeit und Personal, gekaufte Adressen sind keine gute Idee. Zitat zu Google-Crawler-Verhalten: Gekaufte E-Mail-Adressen verringern die Zustellbarkeit. Diese registrieren nämlich, wenn die Mails von den Nutzer:innen mehrfach als Spam eingestuft werden. Als Resultat sinkt Deine Zustellrate, da die ganzen Mailadressen dann entweder durchgehend als Spam bewertet oder sogar geblockt werden. Ergebnis: viel Arbeit für nichts.
  • Veranstaltungen und Informationsveranstaltungen: Die Organisation von Veranstaltungen, bei denen potenzielle Kunden das Pflegeheim besichtigen können, kann dazu beitragen, Vertrauen aufzubauen und potenzielle Kunden zu überzeugen. Es sollte keine Messe fürs Alter geben, ohne Präsenz der lokal nahen Einrichtung (Übersicht) und auch bei Schulabgänger-/Berufsfindungsveranstaltungen im Rathaus oder in Schulen, darf die Präsenz nicht fehlen. Wichtig: die Mitarbeiter, die dort stehen, müssen Spaß an Kommunikation haben und vom Arbeitgeber überzeugt sein. Zwangsrekrutierung zur Messepräsenz bringen nichts! Warum ich das schreibe? Alles schon erlebt.
  • Empfehlungen: Mundpropaganda ist eine der effektivsten Formen des Marketings, lokal bzw. in einer ländlichen Gegend, in Städten bringt das nichts. Wenn zufriedene Kunden das Pflegeheim weiterempfehlen, kann dies dazu beitragen, neue Kunden zu gewinnen. Im Gegenteil, ist das Beschwerdemanagement suboptimal aufgestellt, geht es eher nach hinten los. Marketingwissen: Unzufriedenheit erzähle ich mindestens zehn Zuhörern, Zufriedenheit im Durchschnitt nur drei Interessenten. Prämien für Mitarbeiter für das Rekrutieren von neuen Mitarbeitern ist auch eine Möglichkeit – die Geldausgabe ist gut angelegt, denn sie wird ja nach der Probezeit ausbezahlt. d.h. es ist 1/2 Jahr Zeit, den neuen Mitarbeiter von der Güte des Arbeitsplatzes zu überzeugen durch gute Einarbeitung und eine Willkommenskultur im Team.
  • Fachliches Interesse für Mitarbeiter wecken und wach halten: Was die Pflege angeht, ist es wichtig, dass das Pflegeheim eine qualitativ hochwertige Pflege und Betreuung anbietet, das macht den Mitarbeitern Freude. Das Durch-den-Tag-hetzen nicht. Dazu gehören die fachgerechte medizinische Versorgung, aber auch eine liebevolle Betreuung und ein respektvoller Umgang mit den Bewohnern. Einige wenige Pflegeheime gehen schon diesen Weg: das Seniorendomizil ist nicht Endstation, sondern ein Zwischenaufenthalt zur rehabilitativen Pflege mit dem Ziel, dass der Bewohner wieder in seiner Häuslichkeit leben kann. (z.B. nach Apoplex, Diabetes-Entgleisung, Polyneuropathie, hoher Sturzgefahr usw.) Dazu gehört eine lebendige Partnerschaft zwischen der Pflege und den behandelnden Ärzten, damit die beste Förderung zur Selbständigkeit möglich wird. Wie steigt die Motivation der Mitarbeiter, wenn die Pflege nicht automatisch auf die terminale Versorgung zusteuert? Ich hoffe auf die Zukunft und den Geldmangel der Krankenkassen für die Baby-Boomer-Generation.

Ich wünsche viel Glück bei der Akquise.

Mein Beitrag für mehr Mitarbeiter durch meine Seminare:

Hinweis der Dozentin: Jeden Beitrag habe ich gemäß meiner Erfahrung und meines Wissens geschrieben. Seit 23 Jahren sehe ich in meinen Seminaren als Dozentin für Pflegeberufe jährlich >1500 Mitarbeiter. Für Stammkunden – teilweise über Jahre – arbeite ich an den Konzepten der Mitarbeiterentwicklung mit. Aus diesem Blickwinkel sind meine Beiträge entstanden und das Angebot meines Wissens. Manche Vereinfachung von Sachverhalten, auch kleinere Unschärfen gehen an die Kürze und leichte Verständlichkeit der Berichte. Ein Blick in meine Seminarausschreibungen geben mehr und genauere Informationen, mehr noch in den Seminaren selbst. Andere Berufsgruppen in der Bewohner- und Patientenversorgung mögen eine unterschiedliche Sichtweise haben, die ich schätze und auch gerne für beide Seiten bereichernd diskutiere. Schreiben Sie an info@horvath-pflege.com.
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