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Ein guter Gesang wischt die Trauer vom Herzen

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Musik und Gesang für Menschen im höheren Alter

Musik ist so so wichtig für viele Menschen. Jedoch nicht die Musik aus der heutigen Zeit, sondern die Musik aus der prägenden Zeit, aus der Zeit der Flirterei, der ersten Verabredungen, der Sehnsucht und des Erwachsens der ersten Liebe. Die Musik der heutigen Zeit ist unterhaltsam für alte Menschen – oder auch nicht. Wirklich zu Herzen geht die Musik nicht. „Bewege die Seele, dann bewegt sich der Körper“ sagt Professor Böhm. Bewegen Sie die Seele des alten Menschen und er/sie wird sich der Lebensverarbeitung widmen können.

„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder; ohne Furcht, was man im Lande glaubt. Wo man singet, wird kein Mensch beraubt. Bösewichter haben keine Lieder.“ (Johann Gottfried Seume, 1763-1810) Dieses Sprichwort kennen die meisten älteren Menschen in Kurzform.

Die Generation, die wir heute in den Einrichtungen versorgen, sind noch Kinder des 2. Weltkriegs und haben u.U. einen Großteil der prägenden Vergangenheit in der DDR gelebt. So lässt sich erst einmal annehmen, dass sie gelernt haben, dass es besser ist zu schweigen. Wie immer ist nicht alles 100%, doch es ist eine Verstehenshypothese, die wir annehmen und damit arbeiten, bis ggf. das Gegenteil bewiesen wird.

Eins muss uns klar sein, es ist kein Erfolg, wenn wir alte Menschen immer aufheitern wollen. Sie brauchen auch einen sicheren Ort zum Ausleben der Gefühle. Betreuer und Pflegekräfte sind keine Psychologen, einen Raum schaffen für Emotionen,  reicht vollkommen aus.

Gesang, Musik und Trauer

Was gut zu beobachten ist, dass im Liedgut von Völkern alle Emotionen Platz haben.

Eine zufällige Zusammenstellung: wenn wir uns „Trauer“ und das Ventil für Trauer in der Musik anschauen, Tango (Argentinien), Fado (Spanien), Remebetiko (Griechenland), Heimatlieder aus Schlesien, Liebeslieder um nicht erfüllte Sehnsucht. Lieder drücken Trauer so aus, dass der Mensch sich in den Melodien/Worten wieder findet. Und wenn ich nachmittags im Pflegeheim meine Seminarutensilien einpacke, schaue ich manchmal versonnen zu, mit welchem andächtigen Blick die Bewohner singen: „Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?“

Insgesamt kann Musik auf verschiedene Weise dazu beitragen, Trauer zu übernehmen und Trauernden zu helfen, ihre Gefühle auszudrücken und zu verarbeiten. Der Trauerprozess kann erleichtert werden mit Musik und eine therapeutische und tröstende Rolle spielen.

Musik beeinflusst Emotionen

Musik hat eine einzigartige Fähigkeit, Emotionen zu beeinflussen und auszudrücken, einschließlich der Trauer. Um den Ausdruck von Trauer zu erleichtern, hilft Musik, indem sie den Trauernden eine Möglichkeit bietet, ihre Gefühle auszudrücken und zu verarbeiten.

  • Identifikation und Ausdruck von Emotionen: Musik kann dazu beitragen, Gefühle wie Traurigkeit, Verlust, Wut oder Einsamkeit zu identifizieren und auszudrücken. Trauernde können sich durch Musik mit diesen Emotionen verbinden und sie ausdrücken, was dazu beitragen kann, ihre Trauer zu lindern.
  • Erinnerungen wecken: Musik kann mit bestimmten Erinnerungen und Erfahrungen verbunden sein, die für den Trauernden bedeutsam sind. Durch das Hören von Musik, die an den Verstorbenen oder eine gemeinsame Erfahrung erinnert, kann der Trauernde positive Erinnerungen und Gefühle wieder aufleben lassen. (Liebeslieder aus der Zeit, als der-/diejenige 18-19-20J war z.B. Rudi Schurike)
  • Trost und Unterstützung: Musik kann Trost und Unterstützung bieten, indem sie den Trauernden das Gefühl gibt, dass sie nicht allein sind. Traurige oder tröstliche Musik kann dazu beitragen, eine Verbindung zwischen dem Trauernden und anderen Menschen herzustellen, die ähnliche Gefühle durchgemacht haben oder durchmachen.
  • Verarbeitung von Schmerz: Musik kann auch helfen, den Schmerz der Trauer zu verarbeiten. Durch das Hören von Musik, die traurig oder emotional ist, können Trauernde den Schmerz und die Trauer akzeptieren und allmählich verarbeiten.
  • Erleichterung von Stress: Musik kann dazu beitragen, den Stress und die Belastung zu reduzieren, die mit der Trauer verbunden sind. Durch das Hören von beruhigender oder entspannender Musik können Trauernde ihren Geist beruhigen und ihre Emotionen regulieren.

Gesang, Musik und Trost

Wenn ein Bewohner weint, ist es wichtig, einfühlsam und unterstützend zu reagieren.

  • Zeigen Sie Empathie: Zeigen Sie Verständnis für den Bewohner und seine Emotionen. Sie können sagen: „Es ist okay zu weinen“ oder „Ich verstehe, dass das schwer für Sie ist.“
  • Taschentuch: Reichen Sie nicht zu früh ein Schnupftuch, damit der Bewohner das Signal bekommt, es ist OK, wenn er/sie weint.
  • Geben Sie dem Bewohner Zeit und Raum: Lassen Sie den Bewohner weinen und nehmen Sie sich Zeit für ihn. Es ist wichtig, ihm den Raum zu geben, um seine Emotionen auszudrücken.
  • Bieten Sie Trost: Sie können dem Bewohner Trost anbieten, indem Sie ihm eine Umarmung oder eine Hand auf die Schulter legen. Sie können auch sagen: „Ich bin hier für Sie“ oder „Sie sind nicht allein“.
  • Hören Sie zu: Bieten Sie dem Bewohner ein offenes Ohr und hören Sie aktiv zu, wenn er sprechen möchte. Wenn er das Gefühl hat, dass er gehört wird, kann dies dazu beitragen, seine Emotionen zu erleichtern.
  • Fragen Sie nach Bedürfnissen: Fragen Sie den Bewohner, ob er irgendetwas braucht oder ob Sie ihm auf irgendeine Weise helfen können. Geben Sie ihm das Gefühl, dass Sie für ihn da sind und sich um ihn kümmern.
  • Es ist wichtig, dass Sie auf den Bewohner eingehen und sich einfühlsam verhalten. Durch Ihre Unterstützung können Sie dazu beitragen, dass der Bewohner sich sicher und geborgen fühlt und dass er seine Emotionen ausdrücken kann. Wenn Sie jedoch den Eindruck haben, dass der Bewohner tiefergehende Hilfe benötigt, empfehle ich, einen Fachmann hinzuzuziehen, um die Situation zu bewerten und zu unterstützen.

Musik, Gesang und Lebensrückschau

So einfach und doch so schwer für die meisten. Wenn Sie jedoch die Lebensrückschau – auch wenn sie traurig ist – empathisch begleiten können, schenken Sie dem alten Menschen die Möglichkeit einer langsamen, stetigen Heilung.

Mein Seminarvorschlag:

Hinweis der Dozentin: Jeden Beitrag habe ich gemäß meiner Erfahrung und meines Wissens geschrieben. Seit 23 Jahren sehe ich in meinen Seminaren als Dozentin für Pflegeberufe jährlich >1500 Mitarbeiter. Für Stammkunden – teilweise über Jahre – arbeite ich an den Konzepten der Mitarbeiterentwicklung mit. Aus diesem Blickwinkel sind meine Beiträge entstanden und das Angebot meines Wissens. Manche Vereinfachung von Sachverhalten, auch kleinere Unschärfen gehen an die Kürze und leichte Verständlichkeit der Berichte. Ein Blick in meine Seminarausschreibungen geben mehr und genauere Informationen, mehr noch in den Seminaren selbst. Andere Berufsgruppen in der Bewohner- und Patientenversorgung mögen eine unterschiedliche Sichtweise haben, die ich schätze und auch gerne für beide Seiten bereichernd diskutiere. Schreiben Sie an info@horvath-pflege.com.

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