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Biografiearbeit: Gab es einen roten Faden in meinem Leben?

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Der rote Faden im Leben – Biografiearbeit

„Erinnern heißt Erleben“ – das kennt jede(r), die lebendige Erinnerung sorgt dafür, dass wir uns bei wichtigen Erinnerungen an visuelle und akkustische Reize erinnern, Gerüche und vor allem Gefühle in der Situation wachrufen können.

Biografiearbeit im Alter im Pflegeheim ist eine Methode, bei der die Biografie eines älteren Menschen genutzt wird, um seine Persönlichkeit, sein Leben und seine Erfahrungen besser zu verstehen. Diese Methode kann dazu beitragen, die Lebensqualität und das Wohlbefinden älterer Menschen im Pflegeheim zu verbessern.

Wenn wir uns Biografiearbeit als Angebot für Menschen im höheren Alter vergegenwärtigen, gibt es generell zwei Zugänge

  1. gesprächsorientierte Biografiearbeit
  2. aktivitätsorientierte Biografiearbeit

Gesprächsorientierte Biografiearbeit – der rote Faden im Leben

  • Im Rahmen der Biografiearbeit werden Gespräche mit dem älteren Menschen geführt, in denen er über seine Lebensgeschichte, seine Erfahrungen und seine Persönlichkeit berichtet. Diese Informationen werden dann genutzt, um ein individuelles Profil des älteren Menschen zu erstellen, das als Grundlage für die Pflege und Betreuung dient.
  • Die Biografiearbeit im Alter im Pflegeheim hat verschiedene Ziele. Dazu gehören die Verbesserung der Kommunikation zwischen Pflegekräften und Bewohnern, die Förderung von Empathie und Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche der Bewohner sowie die Unterstützung bei der Bewältigung von Veränderungen im Alter und bei der Bewältigung von Traumata oder belastenden Lebensereignissen.
  • Die Biografiearbeit kann auch dazu beitragen, dass sich ältere Menschen im Pflegeheim weniger isoliert fühlen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu ihrer Gemeinschaft entwickeln. Indem sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen teilen, können ältere Menschen im Pflegeheim auch dazu beitragen, dass ihre Lebensgeschichte in die Geschichte der Gemeinschaft eingebunden wird.
  • Insgesamt kann die Biografiearbeit im Alter im Pflegeheim dazu beitragen, dass ältere Menschen sich besser verstanden und betreut fühlen und dass sie ein höheres Maß an Lebensqualität und Wohlbefinden erleben.

Aktivitätsorientierte Biografiearbeit – der rote Faden im Leben

  • Die aktivitätsorientierte Biografiearbeit ist eine spezielle Form der Biografiearbeit, bei der die Lebensgeschichte und -erfahrungen älterer Menschen genutzt werden, um individuelle Aktivitäten und Angebote zu entwickeln, die ihren Bedürfnissen und Interessen entsprechen. Ziel dieser Methode ist es, die Lebensqualität und das Wohlbefinden älterer Menschen zu verbessern, indem man auf ihre Interessen und Vorlieben eingeht.
  • Im Rahmen der aktivitätsorientierten Biografiearbeit werden Gespräche mit dem älteren Menschen geführt, in denen er über seine Lebensgeschichte, seine Hobbys, seine Interessen und seine Fähigkeiten berichtet. Diese Informationen werden dann genutzt, um spezifische Aktivitäten und Angebote zu entwickeln, die auf die individuellen Bedürfnisse und Interessen des älteren Menschen zugeschnitten sind.
  • Dabei kann es sich zum Beispiel um handwerkliche Arbeiten, sportliche Aktivitäten, Musik, Kochen oder andere kreative Angebote handeln. Die Aktivitäten sollen den älteren Menschen dabei helfen, sich zu engagieren, aktiv zu bleiben und ihre Fähigkeiten zu erhalten oder sogar weiterzuentwickeln.
  • Die aktivitätsorientierte Biografiearbeit kann auch dazu beitragen, dass ältere Menschen im Pflegeheim sich weniger isoliert fühlen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu ihrer Gemeinschaft entwickeln. Indem sie gemeinsam Aktivitäten durchführen, können sie Kontakte knüpfen, ihre Fähigkeiten teilen und sich gegenseitig unterstützen.
  • Insgesamt kann die aktivitätsorientierte Biografiearbeit dazu beitragen, dass ältere Menschen im Pflegeheim ein höheres Maß an Lebensqualität und Wohlbefinden erfahren und dass ihre Bedürfnisse und Interessen besser berücksichtigt werden.

Biografiearbeit gibt die Möglichkeit der Lebensrückschau, der Reflektion des gelebten Lebens. So können manche Wunden heilen.

Eine wunderschöne Möglichkeit dazu ist der Gesprächsleitfaden nach dem Erwachsenen-Bindungs-Interview von George C. Kaplan (University of California, Berkley), 17 Fragen, die tief in die emotionale Biografie gehen. Zur Gesprächsführung können Pflege- und Betreuungskräfte einzelne, passende Fragen aussuchen, die dann den Kern des Gesprächs bilden. Als günstig hat sich erwiesen, wenn beide im Austausch sich der Frage widmen.

  1. Versuchen Sie, sich an Ihrer Kindheit zu erinnern, so weit Sie es können.
  2. Wo sind Sie aufgewachsen, hatten Sie Geschwister, und was haben Ihre Eltern gemacht?
  3. Versuchen Sie, die Beziehung zu Ihrem Vater und Ihrer Mutter zu beschreiben.
  4. Fühlten Sie sich Ihrem Vater oder Ihrer Mutter näher?
  5. Wenn Sie als Kind Kummer hatten, traurig waren, was haben Sie gemacht?
  6. Meinen Sie, dass die Erfahrungen, die Sie mit Ihren Eltern gemacht haben, Ihre Persönlichkeit beeinflusst haben?
  7. Warum haben sich, Ihrer Meinung nach, Ihre Eltern so verhalten, wie sie es getan haben?
  8. Ist die Beziehung zu Vater und Mutter über die Jahre hinweg gleich geblieben oder hat sie sich verändert? Und warum hat sie sich verändert?
  9. Wie ist die Beziehung zu Vater und Mutter jetzt? Wohnen Sie am selben Ort, und wie oft sehen Sie Ihre Eltern?
  10. Gab es in Ihrer Kindheit andere wichtige Erwachsene? Hatten Sie zu diesen eint Eltern ähnliche Beziehung?
  11. Haben Sie Ihre Großeltern gekannt, und wie war die Beziehung zu ihnen?
  12. Können Sie sich erinnern, wann Sie das erste Mal von Ihren Eltern getrennt waren?
  13. Haben Ihnen Ihre Eltern manchmal gedroht? Womit haben sie gedroht? Und wie ging es Ihnen dabei?
  14. Fühlten Sie sich als Kind manchmal zurückgewiesen?
  15. Haben Sie in der Kindheit einen für Sie wichtigen Menschen verloren? Wie alt waren Sie damals? Wie erging es Ihnen damals? Wie kamen Sie darüber hinweg? Haben Sie im Erwachsenenalter jemand verloren, der Ihnen nahe stand?
  16. Waren Sie als Kind längere Zeit von den Eltern (anderen wichtigen Bezugspersonen) getrennt? Wann und wie oft? Wie ist es Ihnen dabei ergangen?
  17. Wenn Sie selbst Kinder haben: wie würden Ihre Kinder wichtige Fragen aus diesem Leitfaden in Bezug auf Sie beantworten?

Mehr bewegende Möglichkeiten in der Biografiearbeit, den roten Faden im Leben sichtbar zu machen, gibt es im Seminar.

 

Hinweis der Dozentin: Jeden Beitrag habe ich gemäß meiner Erfahrung und meines Wissens geschrieben. Seit 23 Jahren sehe ich in meinen Seminaren als Dozentin für Pflegeberufe jährlich >1500 Mitarbeiter. Für Stammkunden – teilweise über Jahre – arbeite ich an den Konzepten der Mitarbeiterentwicklung mit. Aus diesem Blickwinkel sind meine Beiträge entstanden und das Angebot meines Wissens. Manche Vereinfachung von Sachverhalten, auch kleinere Unschärfen gehen an die Kürze und leichte Verständlichkeit der Berichte. Ein Blick in meine Seminarausschreibungen geben mehr und genauere Informationen, mehr noch in den Seminaren selbst. Andere Berufsgruppen in der Bewohner- und Patientenversorgung mögen eine unterschiedliche Sichtweise haben, die ich schätze und auch gerne für beide Seiten bereichernd diskutiere. Schreiben Sie an info@horvath-pflege.com.

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