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Ein würdevolles Leben im Alter mit Pflegebedürftigkeit absichern? Wie klappt das?

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Pflegebedürftigkeit – allgemeine Empfehlungen

Die erste Überlegung ist immer die richtige Versorgungsform:

  • ambulante Pflege – Behandlungspflege, Körperpflege und Hauswirtschaft – als Unterstützung je nach Bedarf, dazu ggf. einzelne Tage Besuch in einer Tagespflege
  • Seniorenwohnen in Seniorenwohnhaus oder in einer Pflegeeinrichtung mit weitestgehender Selbständigkeit und erleichterten Zugang zu Versorgung/Hilfe
  • Wohngruppenbetreuung, 24-Std.-Pflege
  • Langzeitpflegeeinrichtung

Diese Überlegungen, ein gutes Assessment und die richtigen Entscheidungen sind wegweisend für Zufriedenheit – auch im Alter. Pflegeberater unterstützen mit Rat und Tat. Info vom Bundesgesundheitsministerium zu Pflegeberatung >>

Ich habe als Dozentin für Pflegeberufe zu diesem Thema hauptsächlich Kontakt mit der stationären Langzeitpflege. Und nach meinem generellen Motto „meine Beiträge erzählen mein Erlebtes, meine Geschichten“ beziehe ich mich hauptsächlich auf die Langzeitversorgung stationär.

Pflegebedürftigkeit – grundsätzliche Überlegungen

  • Wohnumfeld: Das Wohnumfeld sollte sicher, sauber und komfortabel sein. Barrierefreie Wohnungen oder Seniorenheime mit Rollstuhlrampen, breiten Türen und einem ebenerdigen Badezimmer erleichtern den Alltag von pflegebedürftigen Personen und können dazu beitragen, dass sie sich sicher und unabhängig fühlen.
  • Soziale Unterstützung: Der Kontakt mit Familie, Freunden und anderen Personen kann ein wichtiger Faktor für ein würdevolles Leben im Alter sein. Pflegebedürftige Personen sollten in der Lage sein, Kontakte zu knüpfen und aufrechtzuerhalten, um soziale Isolation zu vermeiden.
  • Pflege und medizinische Versorgung: Eine qualitativ hochwertige Pflege und medizinische Versorgung ist unerlässlich. Pflegebedürftige Personen sollten Zugang zu professioneller Pflege, Medikamenten und medizinischen Einrichtungen haben, um ihre Gesundheit und Lebensqualität zu erhalten.
  • Autonomie und Selbstbestimmung: Pflegebedürftige Personen sollten so viel Autonomie wie möglich haben, um ihre eigene Pflege und ihr Leben im Alter zu gestalten. Die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen und ihre persönlichen Interessen und Vorlieben auszudrücken, kann dazu beitragen, dass sich pflegebedürftige Personen respektiert und wertgeschätzt fühlen.
  • Sinn und Zweck: Pflegebedürftige Personen sollten die Möglichkeit haben, ihren Sinn und Zweck im Leben zu finden, sei es durch Hobbys, kreative Aktivitäten oder ehrenamtliches Engagement. Eine sinnvolle Beschäftigung kann dazu beitragen, dass sich pflegebedürftige Personen gebraucht und zufrieden fühlen.
  • Kulturelle und religiöse Bedürfnisse: Pflegebedürftige Personen sollten die Möglichkeit haben, ihre kulturellen und religiösen Bedürfnisse auszudrücken und zu praktizieren. Dies kann dazu beitragen, dass sich pflegebedürftige Personen mit ihrer Identität verbunden und unterstützt fühlen.

Wenn nun aufgrund des Unterstützungsbedarfs für Langzeitpflege entschieden wird, gilt es zu bedenken:

Pflegebedürftigkeit – Langzeitpflege Vorteile:

  • bei körperlichen Problemen, ggf. auch in Notfällen, ist Hilfe sofort, mit einem Knopfdruck erreichbar
  • erleichterter Zugang zu qualifizierten medizinischen Fachkräften, die sich um ihre Gesundheitsbedürfnisse kümmern
  • Möglichkeiten mit körperlichen Einschränkungen ein möglichst stelbständiges Leben zu führen
  • Entlastung von Familienmitgliedern, Körperpflege, Haushaltsführung, sichere Umgebungsgestaltung bei dementieller Entwicklung
  • neue Freundschaften können geknüpft werden und soziale Kontakte gepflegt
  • es gibt meist täglich ein reichhaltiges Veranstaltungsangebot
  • die Betreuungskräfte/Alltagsbegleiter sind ansprechbar und haben Zeit für ein Gespräch

Pflegebedürftigkeit – Langzeitpflege Nachteile:

(sowohl allgemein, als auch Erfahrungen aus meinen Inhouse-Seminaren, die nicht in jeder Einrichtung vorgefunden werden, doch die Möglichkeit besteht, da ich nur häufigste Berichte von Mitarbeitern nenne)

  • bei Sozialkontakten gibt es nur begrenzt freie Entscheidungen (Doppelzimmer, Frühstücksraum im teilintegrativen Pflegekonzept, Gruppenmitglieder bei der Beschäftigung, Sitzordnung am Tisch usw.)
  • eingeschränkte Privatsphäre, ggf. wandernde Bewohner, die in jedes Zimmer gehen und sammeln
  • die Betreuungszeit, durch die Pflegekasse bezahlt, reicht meist nicht aus für eine gezielte Förderung
  • Personalwechsel – ob durch Schichtwechsel oder hohe Personalfluktuation – verzögert den Vertrauensaufbau zu verantwortlichen Mitarbeitern
  • Langeweile durch reizarme Umgebung
  • Personalmangel und viel Pflegehilfspersonal macht die Stimmung im Wohnbereich nicht verlässlich sicher
  • fehlende konkrete Ansprechpartner bei Fragen zur Pflege des Angehörigen
  • gewaltbereite Bewohner – aufgrund ihrer psychiatrischen Erkrankung – werden nicht rechtzeitig einer Therapie zugefügt, können weiter Alkohol kaufen und eskalieren zwischendurch bei hilflosen Mitarbeitern
  • ggf. (Einrichtungsbezogen) verbale Gewalt von überforderten Mitarbeitern (zwei häufiger vorkommende von vielen, vielen Beispielen, die mir berichtet wurden: Nachtschwester schreit Bewohner an, weil er klingelt für sein Bedürfnis oder emotionale Vernachlässigung bei Stereotypien, ins Zimmer schieben, ignorieren, den Wohnbereich in Unruhe lassen … u.m.)

Wer in der stationären Altenhilfe tätig ist, kennt das vielschichtige Problem, wer nicht in der Altenhilfe arbeitet, ist vielleicht entsetzt. Es gibt jedoch Möglichkeiten, die Qualität von Pflegeheimen im Vorfeld zu überprüfen.

Schwierigkeit: Pflegeheime haben Wartelisten, vor allem gute … und meist drängt die Zeit einen Platz zu finden, wenn die Entscheidung für ein Pflegeheim gefallen ist.

Pflegebedürftigkeit – weitere Möglichkeiten:

  • für Angehörige: Präsenz und als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, aktiv mit den Mitarbeitern kooperieren für die Biografiearbeit, nicht nur Anspruchshaltung aufbauen für die ohnehin schon überlasteten Mitarbeiter, auf versteckte Signale achten
  • für Mitarbeiter: eigenes Verhalten reflektieren, Teamverhalten verändern, wenn notwendig (Pflege in Not hilft dabei), Gewaltschutzkonzept, Fallbesprechungen nach Vorfällen … die Erklärung „jeder hat mal einen schlechten Tag“ gilt nur für die Bewohnerbetreuung, nicht als Erklärung für Mitarbeiterverhalten

(Mein Wissenstand dazu beruht auf >20 Seminartage in diesem Jahr für „Gewalt und Aggression, empathisches Eingehen auf herausforderndes Verhalten, Gewaltschutzkonzept“ und ich unterstütze mit all meinem Wissen Veränderungsbereitschaft)

Wie finde ich ein gutes Pflegeheim? eine Möglichkeit (Verbraucherzentrale) / eine andere Möglichkeit (VDK)

Fazit

Die Empfehlungen können dazu beitragen, dass pflegebedürftige Personen ein würdevolles Leben im Alter führen können. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass jeder Mensch individuelle Bedürfnisse und Vorlieben hat. Daher sollten die oben genannten Empfehlungen an die Bedürfnisse und Vorlieben der jeweiligen Person angepasst werden.

Da besteht in der stationären Langzeitversorgung eine Lücke, die Personaldecke. Zukünftige Entwicklungen machen Hoffnung, doch es braucht Zeit.Die neue Personalberechnung und der Pflegeassistent als neue Berufsgruppe versprechen langfristige Lösungen.

Seminarbeispiele:

Hinweis der Dozentin: Jeden Beitrag habe ich gemäß meiner Erfahrung und meines Wissens geschrieben. Seit 23 Jahren sehe ich in meinen Seminaren als Dozentin für Pflegeberufe jährlich >1500 Mitarbeiter. Für Stammkunden – teilweise über Jahre – arbeite ich an den Konzepten der Mitarbeiterentwicklung mit. Aus diesem Blickwinkel sind meine Beiträge entstanden und das Angebot meines Wissens. Manche Vereinfachung von Sachverhalten, auch kleinere Unschärfen gehen an die Kürze und leichte Verständlichkeit der Berichte. Ein Blick in meine Seminarausschreibungen geben mehr und genauere Informationen, mehr noch in den Seminaren selbst. Andere Berufsgruppen in der Bewohner- und Patientenversorgung mögen eine unterschiedliche Sichtweise haben, die ich schätze und auch gerne für beide Seiten bereichernd diskutiere. Schreiben Sie an info@horvath-pflege.com.

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