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Demenz: Therapiepuppen im Einsatz für die Beziehungsgestaltung

Demenz Therapiepuppen

Demenz und Therapiepuppen im Einsatz „Meine erste Puppe hieß Susi und wie hieß Deine/Ihre?“

Für Betreuungskräfte ist der Einsatz von Therapiepuppen für die Beziehungsgestaltung, gerade bei Menschen mit Demenz, eine sehr bewegende Aktivierung. Denn sie sehen oft leuchtende Augen beim Kontakt mit der Puppe, wo die meiste Zeit die Mimik erloschen scheint.

Die Generation der betagten BewohnerInnen, die heute pflegebedürftig in der Altenhilfe versorgt werden, haben oft noch starke Erinnerungen an die erste eigene Puppe. Nicht selten findet man in BewohnerInnenzimmern eine ganze Sammlung von Puppen, im Sessel, auf dem Sofa, im Bett. Die Puppen haben manchmal alle einen Namen. Ein selbstgewählter Trost in der Einsamkeit?

Entwickelt sich eine Demenz tauchen dann die Puppen der Kindheit in Erinnerungsinseln auf. Ein Versuch lohnt sich immer: wenn die Betreuungskraft mit einer Puppe im Arm willkommen ist und die Initialfrage „meine erste Puppe hieß Susi und wie hieß deine/ihre?“ auf lächelnde Zustimmung trifft, ist der Einsatz einer Therapiepuppe eine gute Idee.

Trost- und Fürsorgebedürfnis liegen nahe beieinander. Daher rechnen wir mit dem Fürsorgebedürfnis, das bis in fortgeschrittene Stadien der Altersverwirrtheit erhalten bleibt.

Die Therapiepuppe ist „etwas zum Liebhaben“.

Sie ist da für Trost und zum Kuscheln, so wie die Puppen aus der Kindheit. Idealerweise sollen solche Puppen an Kinder erinnern (ca. 50 cm groß sein), ein freundliches, lustiges Gesicht haben, waschbar sein (40°C) und einiges an Versorgung aushalten können. Findet eine alte Dame mit Demenz ihre Mutterrolle wieder, ist es günstig wenn die Puppe wie ein Baby auf dem Arm gehalten werden kann. Denn Kleidung und Windeln wechseln und Spazierenfahren gehören zu beliebten Tätigkeiten, die an frühere Lebensabschnitte erinnern.

Dieses Kümmern-dürfen bedeutet innere Sicherheit, Stärkung des Selbstwertgefühls und Ruhe im Umfeld. Vormaliges unruhiges Wandern im Wohnbereich wird häufig besser oder verschwindet ganz, da ja eine Lebensaufgabe wartet. Seltener sind männliche Bewohner damit zu aktivieren, manchmal jedoch schon, eher mit kleinen Jungs als Puppe. Ein Versuch mit dem Einsatz einer Therapiepuppe bei Demenz lohnt sich sicherlich immer.

Solch eine Puppe bleibt bei der Bewohnerin oder beim Bewohner bis sie nicht mehr gebraucht wird. Deshalb wird sie idealerweise von den Angehörigen besorgt, hier ein Beispiel >>>

Die Aufgabe der Pflege- und Betreuungskräfte ist Lob und Anerkennung geben, alle Handlungen um die Puppe herum wertschätzen. Außerdem den Zugang stärken indem wir ein aktiver Partner bei der Versorgung der Puppe sind, für neue Kleidung oder Windeln sorgen.

Welche Therapiepuppe bei Demenz ist also die richtige? Ein Kind zum Liebhaben, zum Versorgen, eine Puppe zum Erzählen, Kasperlepuppen zum Bespielen?

Der Einsatz von Therapiepuppen ist sehr vielfältig, die Pflege- und Betreuungsziele auch. So hängt es eher von der Biografie und den Bedürfnissen der BewohnerInnen ab, welche Puppe ich wähle. Sobald Menschen in ihrer dementiellen Entwicklung soweit sind, dass sie auf direkte Ansprache nicht mehr gut reagieren, schlägt die Stunde der Klappmaulpuppen.

Klappmaulpuppen haben ein fröhliches Gesicht und beim Bespielen lächeln sie immer. Sie werden von Pflege- und Betreuungskräften gespielt, mit einer Hand am/im Mund/Kopf, einer Hand als Puppenhand. Gemäß ihres Charakters bekommen sie eine eigene Stimme und eigene kleine Geschichten. Diese Erzählungen haben mit dem täglichen Leben, den täglichen Bedürfnissen der Bewohner zu tun und sollen die Kommunikation mit der Umwelt erleichtert.

Das Puppenspiel mit Therapiepuppen will erlernt und beübt werden.

Fühlt sich die Puppenspielerin wohl und bespielt selbstbewusst die Puppe, zeigen Bewohner sehr überraschende Reaktionen. Wenn vorher tagelang alle auf einen zusammenhängenden Teilsatz gewartet haben, mit der Puppe ist er zu hören. Die Puppe zaubert ein Lächeln ins Gesicht. Während des Bindungsaufbaus schauen die Bewohner meist nur auf die Puppe und nur manchmal zur Stimme. Dass es sich um eine Puppe handelt ist jedoch auch während des Austauschs klar.

Die Klappmaulpuppe bleibt nicht beim Bewohner, sie ist nur für die Zeit der Kontaktaufnahme und zur Kommunikation mit dem Bewohner zusammen.

BewohnerInnen spielen mit Handpuppen kleine Geschichten

Ein komplett anderer Einsatz von Therapiepuppen bei leichter Demenz und eine ganz andere Art des Puppenspiels ist eine Gruppenbeschäftigung für kleinere Gruppen. Hier handelt es sich um Rollenspiele, kleine Geschichten des Alltags, mit Handpuppen und Kasperlefiguren gespielt.

Die BewohnerInnen bekommen fertige Rollenspiele und erdachte Geschichten des Alltags. Diesen Austausch üben sie dann mit der gewählten Handpuppe, jeder in seiner Rolle. Kleine Theateraufführungen bei Veranstaltungen in der Einrichtung können ein Betreuungsziel sein, das allen Freude macht. Die Möglichkeiten mit Umgebungsgestaltung und Kostümierung sind unendlich. Bewohner laufen zur Höchstform auf, wenn sie Polizisten, Hexen oder Räuber spielen. In eine andere Rolle zu schlüpfen und zu schauspielern gefällt vielen Menschen. Sie können dem oft tristen Alltag für eine kurze Zeit entfliehen. Voraussetzung dafür ist: Mitspieler müssen lesen können, ihren Einsatz fürs Rollenspiel wahrnehmen können und vor allem Freude daran haben.

In meinem Seminar lernen Betreuungskräfte die Grundzüge des Puppenspiels:

 

Hinweis der Dozentin: Jeden Beitrag habe ich gemäß meiner Erfahrung und meines Wissens geschrieben. Seit 23 Jahren sehe ich in meinen Seminaren als Dozentin für Pflegeberufe jährlich >1500 Mitarbeiter. Für Stammkunden – teilweise über Jahre – arbeite ich an den Konzepten der Mitarbeiterentwicklung mit. Aus diesem Blickwinkel sind meine Beiträge entstanden und das Angebot meines Wissens. Manche Vereinfachung von Sachverhalten, auch kleinere Unschärfen gehen an die Kürze und leichte Verständlichkeit der Berichte. Ein Blick in meine Seminarausschreibungen geben mehr und genauere Informationen, mehr noch in den Seminaren selbst. Andere Berufsgruppen in der Bewohner- und Patientenversorgung mögen eine unterschiedliche Sichtweise haben, die ich schätze und auch gerne für beide Seiten bereichernd diskutiere. Schreiben Sie an info@horvath-pflege.com.

 

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