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Autopflege, Handwerken, Stammtisch – haben Männer passende Beschäftigungsangebote?

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Haben Männer passende Beschäftigungsangebote in der Einrichtung?

„Meine Männer lieben auch Hausarbeit“, „Kartenspielen mache ich immer mit gemischten Gruppen“, „ich habe mehrere Männer, die sich komplett zurück ziehen und kein Angebot annehmen“, „für Handwerken haben wir keinen Raum, kein Geld und niemand, der das betreut“

So und andere Sätze höre ich von Betreuungskräften und Alltagsbegleitern, wenn ich zum Seminar „Männer in unserer Einrichtung, die unbekannten Kunden“ bestellt werde. Und klar, eine Leitung bestellt solch ein Seminar nur, wenn sie den Bedarf dafür sieht.

In meiner Erzählung gehe ich von der Generation der 75-90jährigen Bewohner aus, die wir heute in unseren Einrichtungen der Altenpflege versorgen.

Männerbeschäftigung – Angebote aussuchen nach Biografie?

Professor Böhm und sein psychobiografisches Pflegemodell arbeitet mit dem Grundsatz „Bewege die Seele, dann bewegt sich der Körper“. Da ist etwas dran. Habe ich nicht das richtige Angebot, den richtigen Reiz, passiert nichts. Das ist in jedem Lebensalter so. In der stationären Altenhilfe ist es jedoch unsere Aufgabe, passende Angebote auszusuchen. Die Bewohner verhalten sich passiv, dem Alter gegenüber, der Einrichtung, dem Tagesablauf usw., davon gehe ich aus. Seit Jahren nutze ich diesen Grundsatz erfolgreich in den Seminaren und Lösungsfallstudienarbeit. Von diesem Grundsatz ausgehend frage ich, nur weil sich im hohen Alter das Aktivitätspotential von Männern und Frauen angleicht, ist nicht davon auszugehen, dass Männer alle Vorlieben ihres Lebens vergessen haben.

Wenn es um das herausfordernde Verhalten „Apathie“ geht, sind es hauptsächlich Männer, die genannt werden. Sie seien mit nichts zu begeistern, ziehen sich nur ins Zimmer zurück, lehnen alles ab, wollen ihre Ruhe, warten dass die Zeit vergeht.

Kann es auch sein, dass sie, die sie sich ihr Leben lang über ihre sinnvolle Beschäftigung (Arbeit – Geldverdiener, Hobby – Angeln, Garten, Reparieren) definiert haben, einfach diese Lebensveränderung aktiv nicht gestalten können? Soziale Aufgaben in Familie und Freundschaft wurden meist von den Frauen getragen. Eigenes Tun reflektieren – das haben (in der Generation) höchstens Freundinnen untereinander getan. Männer tendentiell nicht. Oder können Sie sich einen 80jährigen Mann vorstellen, der in einer Selbsthilfegruppe sitzt und über sein Problem spricht? Die Generation der jungen Eltern jedoch, da kann es bei bestimmten Problemen durchaus ein Lösungsansatz sein.

Zurück zu unseren Heimbewohnern: Männern erscheinen Gesellschaftsspiele, Vorlesen, Luftballon-Badminton usw. häufig kindhaft und wenn sie sich als Väter in dem Alter um ihre Kinderbespassung gekümmert haben, eine Erinnerungsinsel betreten könnten, stößt solch ein Angebot auf Ablehnung.

Damit will ich nicht sagen, dass es keinen Mann gibt, der im höheren Alter den Spaß und den Wert von Gesellschaftspielen erkennen könnte und umschwenken kann – wir sprechen vom Großteil der Bewohner.

Lösungsansätze für Beschäftigungsideen für männliche Bewohner: mehr Männer an den Arbeitsplatz!

Um die Beschäftigung von Männern in der stationären Altenhilfe zu fördern, können Maßnahmen ergriffen werden, wie zum Beispiel:

  • Bewusstseinsbildung über geschlechtsspezifische Stereotypen und Diskriminierung
  • Werbekampagnen gezielt an Männer
  • Sensibilisierung der Arbeitgeber für die Bedürfnisse von männlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
  • Mentoring-Programme für Männer, die in der stationären Altenhilfe und Betreuung arbeiten möchten
  • Netzwerke für männliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um den Austausch und die Unterstützung zu fördern

Durch die Förderung der Beschäftigung von Männern in der stationären Altenhilfe können wir nicht nur eine vielfältigere Arbeitsumgebung schaffen, sondern auch sicherstellen, dass ältere Menschen von einer breiteren Palette von Erfahrungen und Fähigkeiten profitieren.

Wenn wir im Seminar „Sexualität im Alter empathisch betreuen“ zu dem Punkt kommen, dass alte Männer vielleicht auch einen Ausflug zu einem Sexshop schätzen können. Da habe ich Hochachtung vor der Bereitschaft weiblicher Mitarbeiter, die Ausflugsbegleitung zu übernehmen. Doch Hand aufs Herz, ist es passend für den/die Bewohner? Ist es nicht passender mit einer männlichen Begleitung?

Männerbeschäftigung – Beschäftigungsangebote

Auf meinen Seminarreisen sehe ich in den unterschiedlichen Einrichtung teilweise sehr starke Ansätze eines breiten Männer-Beschäftigungsangebots. Ideen, die ich weitertrage. Natürlich muss alles auf Machbarkeit, Finanzierbarkeit und räumliche, personelle Möglichkeiten zugeschnitten werden. Das ist eine der Seminaraufgaben.

Es ist wichtig, Beschäftigungsangebote für männliche Bewohner anzubieten, die ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechen, um ihnen eine sinnvolle Beschäftigung und Abwechslung im Alltag zu bieten. Da die Bewohnerzusammensetzung wechselt, ist auch hier Flexibilität gefragt.

Die folgende Zusammenstellung konzentriert sich nicht auf gemischte Gruppen, sondern auf Männer:

  • Handwerkskurse: Männer haben oft Interesse an handwerklichen Tätigkeiten, wie Holz- oder Metallarbeiten. Es könnten Kurse oder Workshops angeboten werden, in denen Bewohner diese Fertigkeiten erlernen oder vertiefen können. Es gibt wenig Gärten in Pflegeheimen, die überquellen von selbstgemachter Deko – Insektenhotels, Nistkästen, Raucherinseln, Vögelschreck fürs Hochbeet, Hochbeete usw.
  • Ordnung schaffen: Sortieren von Werkzeugen, Schrauben, Muttern, Werkzeugkasten, Wasserwaage, Meterstab usw.
  • Sportgruppen: Sportliche Aktivitäten können dazu beitragen, die körperliche Gesundheit und das Wohlbefinden zu verbessern. Männer können sich für Sportarten wie Tischtennis, Bowling, oder Gymnastik begeistern. Meisterschaften mit Prämierung, danach ein geselliges Beisammensein mit (alk.freiem) Bier. Ein regelmäßiger Stammtisch für gemeinsames Anschauen von Fußballereignissen usw.
  • Ausflüge: Ausflüge in die Umgebung, zu Museen oder kulturellen Veranstaltungen bieten Abwechslung und ermöglichen den Bewohnern soziale Kontakte und neue Erfahrungen. Vom Imker bis Kleingartenkolonie, Schlachterbesuche, Stadtspaziergänge usw.
  • Gesellschaftsspiele: Brett- oder Kartenspiele können dazu beitragen, das Gedächtnis und die geistige Fitness zu erhalten oder zu verbessern. Männer sind oft an Strategiespielen interessiert, die Herausforderungen bieten. Auch hier machts der Rahmen, wöchentliche Meisterschaften mit öffentlicher Prämierung (Heimzeitung, Wohnbereich)
  • Gartenarbeit: Die Arbeit im Garten kann eine sinnvolle Beschäftigung sein, die auch körperlich anspruchsvoll sein kann. Männer haben oft Freude an der Arbeit mit Pflanzen, Blumen oder Gemüse. In allen Jahreszeiten gibt es Ideen – das Feierabendbier (alk.frei) und das Stöhnen über die viele Arbeit gehört dazu.
  • Koch- oder Grillkurse: Männer können sich für das Zubereiten von Speisen oder das Grillen begeistern. Es könnten Kochkurse oder Grillabende angeboten werden, bei denen Bewohner gemeinsam kochen und essen. Auch hier ist es eine geschlossene Kleingruppe, denn Lebensmittel in Weitergabe dürfen von Heimbewohnern nicht hergestellt werden, wer herstellt, isst auch. Das tut dem Spaß an einem Koch- oder Grillkurs keine Abbruch. Es ist meist die Heimleitung, die möglichst viele mit einbeziehen möchte. Es können durchaus auch fünf Männer abwechselnd miteinander Männergerichte kochen und mit einem zünftigen Bier essen … wenn es etwas mit ihrer eigenen Geschichte zu tun hatte. Dieses spezielle Angebot wird in 10-15 Jahren sicher gern von Männern angenommen. Heutzutage betreuen wir noch die Generation, die ihr Hobby auch dem Überleben der Familie widmete und da ist Grillen am Kugelgrill von Weber noch nicht passend 🙂

Noch mehr? Mein Seminarvorschlag:

Hinweis der Dozentin: Jeden Beitrag habe ich gemäß meiner Erfahrung und meines Wissens geschrieben. Seit 23 Jahren sehe ich in meinen Seminaren als Dozentin für Pflegeberufe jährlich >1500 Mitarbeiter. Für Stammkunden – teilweise über Jahre – arbeite ich an den Konzepten der Mitarbeiterentwicklung mit. Aus diesem Blickwinkel sind meine Beiträge entstanden und das Angebot meines Wissens. Manche Vereinfachung von Sachverhalten, auch kleinere Unschärfen gehen an die Kürze und leichte Verständlichkeit der Berichte. Ein Blick in meine Seminarausschreibungen geben mehr und genauere Informationen, mehr noch in den Seminaren selbst. Andere Berufsgruppen in der Bewohner- und Patientenversorgung mögen eine unterschiedliche Sichtweise haben, die ich schätze und auch gerne für beide Seiten bereichernd diskutiere. Schreiben Sie an info@horvath-pflege.com.
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